Nachdem ich von Januar 2011 bis Januar 2012 Besitzer eines iPhone 4 war, entnervt aufgab und mich dem Samsung Galaxy Note zuwendete, fand ich schnell heraus, dass es bei jedem Hersteller mit jedem Gerät ein paar Eigenschaften gibt, die man nicht leiden kann und an denen man verzweifeln wird, so dass man sich wieder ein neues Gerät kaufen muss. So wird es wohl auch beim iPhone 5 wieder sein. Ich bin auf Android umgestiegen, weil ich ein größeres Display wollte und mir die Verwaltung der Dateien über iTunes auf die Nerven ging. Auf Workarounds hatte ich keine Lust mehr. Schnell stellte ich auch beim Samsung Galaxy Note Kinderkrankheiten fest, das Update auf Android 4.0 Ice Cream Sandwich brachte da keine Abhilfe – im Gegenteil.
Aber ich möchte kurz über ein paar Dinge schreiben, die mir seit gestern beim neuen iPhone 5 aufgefallen sind. Zum Einen sind die wirklich innovativen und revolutionären Neuerungen ausgeblieben. Das Display ist größer geworden und auf 4″ gewachsen, richtig, aber man hatte auch zwischenzeitlich ein noch größeres Display erwartet, das haben sich sicherlich auch viele gewünscht. Das iPhone 5 wird besser in der Hand liegen als das Galaxy Note, das ist richtig, aber tausche ich das gegen das schöne große Display ein? Ich weiß es nicht. Was mich wundert ist die komplette Beibehaltung des Home-Buttons, aller anderen Buttons und des allgemeinen abgerundeten Designs. Das Design ist gut, keine Frage, aber ich hatte einfach erwartet, dass Apple da mehr ändern würde. Der Dock-Connector ist verändert worden, richtig, aber das war auch eine Folge der Raumaufteilung der Komponenten im iPhone 5. Der Headset-Anschluss ist nach unten gewandert, richtig, das hatte ich mir so gewünscht und ja auch erklärt warum ich das für richtig und wichtig halte. Das iPhone 5 ist dünner und leichter als das iPhone 4, das ist toll, es ist schneller als das iPhone 4 und das ist auch toll und zwei weitere wichtige Features sind verändert worden und das ist die Soundqualität (ein zusätzliches Mikrofon) und die Kamera ist verbessert worden. Ein Kaufargument, keine Frage.
Aber das sind Veränderungen bereits bestehender Komponenten, die verbessert wurden. All das ist wichtig, aber mir ist gestern Abend eins aufgefallen: Tim Cook und Phil Schiller haben das iPhone gleich zu Anfang vorgestellt, aber das haben sie gestern Abend, glaube ich, nur deswegen gemacht, weil der Buzz sich um das iPhone 5, also die HARDWARE, drehte. Was ihnen aber wirklich WICHTIG war, war die ausführliche Vorstellung des neuen aufgeräumten und erweiterten iTunes!
Apple weiß nämlich eins, und das ist mir der wichtigste Punkt in diesem Blogpost: mit den Änderungen der Hardware in einem revolutionären Maße kann es nicht ewig weitergehen. Vielleicht ist das auch einfach schwieriger geworden weil Steve Jobs nicht mehr da ist und dahinter steht und drängt. Und weil das nicht ewig so weitergehen kann, muss Apple ebenfalls auf Services setzen! Sie müssen sich einfach die Apps und Dienste wieder an Land ziehen, die jetzt durch den Amazon App Store und Android allgemein und Google Movies und den Streaming-Diensten wie Spotify abhanden gekommen sind. iTunes muss als Dienst übergreifend für alle Devices wieder gestärkt werden. Apple muss sich die Einnahmen durch Downloads sichern.
Den Gewinn wird Apple weniger durch den Verkauf der Hardware als durch den Verkauf immaterieller Dinge sichern können. Die Hardware und die Herstellung ist teuer. Und auch wenn die Apple Geräte alles Andere als günstig sind, steckt hier nicht die Gewinn-Marge. Deswegen wurde so superausführlich über die neuen iPods berichtet. Und deswegen so ausführlich die Neuerungen hinter iTunes vorgestellt. iOS 6 wurde nur gestreift. Und deswegen hatte man sich auch eine Band wie die FOO FIGHTERS an Land gezogen, die dem ganzen noch die Krone aufsetzten.
Apple ist mit seiner Vormachtstellung in Gefahr, und auch wenn sie gestern ein wunderschönes und hochleistungsfähiges Gerät vorgestellt haben, ging es ihnen mindestens genauso um die Etablierung und Weiterführung ihrer Dienste durch den App Store und iTunes.
Was iOS 6 weiter verbessert und wo weder Android , tortz Verbesserungen in 4.0 und 4.1 und schon gar nicht Windows Phone 8 mithalten können , sind die Accessibility-Funktionen (Bedienungshilfen). Ich bin blind und sowohl MacOS- wie iOS-Nutzer – der Screenreader VoiceOver in beiden OS funktioniert sehr gut , und auch in iOS 6 kommen wieder neue Funktionen zb. B. für Hörgeschädigte oder menschen mit kognitiven Problemen hinzu. Das bietet bislang in diesem Umfang kein anderer hersteller , bei Windows muß man nachinstallieren (geht bei Windows Fon 7 überhaupt nicht mangels APIs) und bei Android noch lange nicht ausgereift . Hier ist Apple seit Jahren Spitze und zeigt, was Inclusion bei der Konzeption moderner Technik bedeutet. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal !
In Anlehnung an Karl Dall alten Song:
Diese Scheibe müsst ihr koofen,
es ist ne Scheibe für die Doofen!
Herstellungspreis: € 155,–
Verkaufspreis:€ 679,–.
Ein sehr guter Artikel.
Das große Problem das ich sehe ist, dass ein Großteil der Leute lieber günstigere Geräte kaufen und dann zu Geräten wie dem Galaxy Ace greifen. Hat man sich einmal in das Apple Ökosystem eingekauft kommt man eh nicht mehr wirklich raus weil man sich die jeweiligen Apps nicht nochmal auf Android kaufen möchte. Der Rest der Leute sind schon einige Zeit auf den jeweiligen Plattformen und Wechsel nicht wirklich oft die Geräte oder das Betriebssystem, d.h. Wachstumsraten denk ich wird es nicht wirklich große Geben in den nächsten Jahren.