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Grindr-App in der Kritik
Author
Janina Kröger, Do, 16. Jan. 2020
in Smartphone & Tablet

Grindr-App in der Kritik

Verbraucherschützer reichen Beschwerde ein

Gibt die Grindr-App sensible Nutzerdaten weiter? Norwegische Datenschützer sind sich dessen sicher und haben wegen des Verstoßes gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Beschwerde eingereicht.

Wir erklären, was Grindr ist und wie der Vorwurf genau lautet.

Was ist Grindr?

Die Frage, was Grindr eigentlich ist, lässt sich schnell beantworten: Es handelt sich um eine Dating-App (Android/Apple). Damit ist Grindr eine von vielen Möglichkeiten, mit denen ihr nach einem Partner suchen könnt. Ob michverlieben.de, Facebook-Dating oder Tinder – es gibt zahlreiche Plattformen, die euch versprechen, dass ihr dort die große Liebe findet.

Bei Grindr ist die Zielgruppe allerdings etwas spezifischer als bei den meisten anderen Anwendungen dieser Art. Hier suchen Männer nach einem männlichen Partner, Frauen nach einer weiblichen Partnerin, manche Nutzer legen sich wiederum gar nicht auf ein Geschlecht fest.

Die Grindr-App bringt schon seit 2009 Menschen zusammen. Als Nutzer legt ihr euch wie in anderen Social-Media-Netzwerken ein Profil an, in dem ihr euch beschreibt. Ihr könnt dank der App sehen, welche Nutzer in eurer Nähe sind; ihr könnt mit verschiedenen Filteroptionen Personen mit bestimmten Interessen suchen; und ihr könnt natürlich mit anderen Leuten chatten.

Zu sehen ist ein Screenshot mit drei verschiedenen Ansichten aus der Grindr-App. Bild: Screenshot App Store

Die Grindr-App: Hier sind die Nutzer auf der Suche nach einem Partner. Bild: Screenshot App Store

Grindr-App soll Daten weitergeben

Ihr seht: Wer die Grindr-App benutzen möchte, muss ziemlich viele Informationen über sich preisgeben. Damit die App Personen in eurer Nähe anzeigen kann, muss sie euren Standort kennen; damit sie euch Männer, Frauen oder sowohl als auch als potenzielle Partner präsentieren kann, müsst ihr angeben, ob ihr selbst männlich oder weiblich seid und wo eure Präferenzen liegen. An sich wäre das alles nicht weiter schlimm, wenn diese Informationen einzig und allein bei den Betreibern der App bleiben würden.

Dem ist aber wohl nicht so. Die norwegische Verbraucherschutz-Agentur Forbrukerrådet hat jetzt zehn Android-Apps – darunter Grindr – in Sachen Datenverwendung genauer unter die Lupe genommen und festgestellt: Die Apps geben Daten an 135 verschiedene Dritt-Firmen weiter. Und diese Dritt-Firmen sind offenbar Plattformen, die die Daten wiederum an den Höchstbietenden übermitteln.

Besonders hart gehen die Verbraucherschützer in ihrer aktuellen Studie mit Grindr ins Gericht. Demnach gibt die Dating-App neben der IP-Adresse und der Werbe-ID auch den GPS-Standort, das Alter und das Geschlecht seiner Nutzer an Firmen weiter.

Grindr-App in der Kritik

Bei einer App, in der vorwiegend gleichgeschlechtliche Partner gesucht werden, lassen sich Rückschlüsse auf die sexuelle Orientierung der Nutzer natürlich relativ einfach ziehen. Es heißt aber sogar, dass Grindr diese Information explizit weitergibt. Deswegen haben die Verbraucherschützer Beschwerde eingereicht.

In der Studie der Verbraucherschützer, die übrigens den bezeichnenden Titel „Out of Control“ trägt, heißt es weiter, dass Grindr-Nutzer auch in Ländern lokalisiert und personalisiert mit Werbung versorgt worden sind, in denen Homosexualität als strafbar angesehen wird. In Ägypten soll Grindr sogar dazu eingesetzt worden sein, Homosexuelle aufzuspüren und zu verhaften.

Es ist nicht das erste Mal, das die Grindr-App offen kritisiert wird. Schon 2018 wurde aufgedeckt, dass die App Informationen über Aids-Erkrankungen an Dritte weitergibt. Nach der lautstarken Kritik ist diese Praxis aber glücklicherweise eingestellt worden. Allerdings ist die App Grindr nicht der alleinige Sündenbock, denn auch andere Apps scheinen dem finanziellen Gewinn durch die Weitergabe von Daten eine größere Bedeutung zuzumessen als dem Datenschutz.

Zu sehen ist eine Illustration einer Hand, die ein Handy hält, darauf zu sehen sind die Icons der untersuchten Apps, darunter die Grindr-App. Kreisförmig zeigen Pfeile die Datenströme an. Bild: Forbrukerrådet

Alle zehn untersuchten Apps geben personenbezogene Daten weiter – die Grindr-App steht also nicht allein. Bild: Forbrukerrådet

Verstoß gegen Datenschutz auch bei anderen Apps

Auch bei den anderen neun getesteten Android-Apps – Perfect365, MyDays, der Menstruations-Kalender Clue, Tinder / OkCupid, Happn, Mein Talking Tom 2, Muslim Quibla Finder und Wave Animierte Tastatur – wurden intime, personenbezogene Daten weitergegeben. Ein klarer Verstoß gegen den Datenschutz. Das generelle Problem: Als Nutzer habt ihr keine Möglichkeit zu erfahren, welche Unternehmen eure Daten weiterverarbeiten und wie ihr die ganze Sache stoppen könnt. Viele dieser Unternehmen berufen sich in diesen Dingen auf die Werbeeinstellungen bei Google.

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Werbe-ID. Jedem Handy wird so eine ID zugeordnet. Die ID ermöglicht es, euer Surfverhalten zu tracken. Für Werbemacher ist dieses Tracking unbezahlbar. Habt ihr euch zum Beispiel in einem Online-Shop Adidas-Schuhe angesehen, wird euch schon kurz darauf auf anderen Webseiten Werbung für diese oder ähnliche Schuhe angezeigt.

Das bedeutet: Mit Hilfe der Werbe-ID können sich bestimmte Werbeplattformen ein ziemlich genaues Bild von euch und euren Interessen machen und euch speziell für euch relevante Werbung zeigen. Dieses Bild wird häufig als „digitaler Zwilling“ bezeichnet.

So könnt ihr euch schützen

Google bietet euch immerhin eine Stellschraube, mit der ihr der Sammelwut der Handy-Apps zumindest ein wenig Widerstand entgegensetzen könnt. Ihr könnt nämlich die personalisierte Werbung mittels Werbe-ID unterbinden und danach mit einer neuen, automatisch generierten ID sozusagen einen digitalen Neustart wagen.

  1. Öffnet die Einstellungen eures Android-Smartphones.
  2. Wählt den Punkt „Google“ aus.
  3. Hier tippt ihr auf „Werbung“.
  4. An dieser Stelle könnt ihr die personalisierte Werbung deaktivieren.
  5. Zuletzt ersetzt ihr unter dem Punkt „Werbe-ID zurücksetzen“ noch eure ursprüngliche Werbe-ID mit einer zufälligen ID.

Habt ihr diese Schritte gemacht, sollte euch künftig nicht mehr das Phänomen begegnen, dass wie von Zauberhand Werbeanzeigen erscheinen, die sich auf etwas beziehen, das ihr kurz zuvor im Internet gesucht habt. Dementsprechend werden es die Unternehmen, die solche Daten für Werbezwecke verkaufen möchten, demnächst deutlich schwerer haben. Zumindest hoffen wir es.

Zu sehen sind drei Screenshots aus den Android-Einstellungen. Dabei wird die Werbe-ID deaktiviert, die von der Grindr-App genutzt wird. Bild: Screenshots

Über diesen Weg könnt ihr die Werbe-ID ausschalten. Die Grindr-App macht sich diese ID zunutze. Bild: Screenshots

PC-SPEZIALIST leistet Hilfestellung

Der PC-SPEZIALIST in eurer Nähe ist zwar in allen Fragen rund um PC, Notebook, Tablet und Handy versiert, gegenüber dem ausgeklügelten Tracking ist er jedoch auch machtlos. Geht es aber darum, einen neuen Laptop oder ein neues Android-Smartphone einzurichten, ist er der richtige Ansprechpartner. Auf Wunsch stattet er euer Gerät auch mit einem Virenschutz aus und richtet euch ein Backup ein, damit eure Daten zumindest auf diesem Gebiet sicher sind.

Kennt ihr eigentlich schon unser Eins-für-Alles-Paket? Darin enthalten sind eine tägliche Systemprüfung eures PCs, Laptops oder Windows-Tablets, die Installation einer Virenschutzsoftware, automatisierte Updates und die Online-Sicherung eurer wichtigen Daten. Einen kleinen Eindruck gibt euch unser Video:

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