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Starlink-Satelliten
Author
Janina Kröger, Do, 30. Apr. 2020
in Aktuelles

Starlink-Satelliten

Internet aus dem All sorgt für Schauspiel am Nachthimmel

Aktualisiert am 23.03.2022

Haben Sie schon die seltsame Lichterkette entdeckt, die neuerdings immer mal wieder am Nachthimmel zu sehen ist? Dabei handelt es sich nicht um eine Ufo-Invasion, sondern um die Starlink-Satelliten von Tesla-Chef Elon Musk. Sie sollen die Welt in Zukunft mit Internet versorgen. 

Was es mit dem Starlink-Projekt von SpaceX auf sich hat, lesen Sie hier.

Starlink-Satelliten am Nachthimmel

Es ist schon ein sonderbares Schauspiel: Wie an einer Perlenkette aufgereiht, gleiten kleine Lichtpunkte über den Nachthimmel. Falls Sie diese seltsame Formation auch gesehen haben und direkt an eine Ufo-Invasion denken mussten, sind Sie nicht die Einzigen: An manchen Abenden sind laut Deutscher Presseagentur (dpa) bei Cenap, dem Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene, bis zu 60 Anrufe eingegangen, die sich auf die ungewöhnlichen Sichtungen bezogen.

Die Antwort ist dann immer dieselbe: Nein, es handelt sich nicht um eine Ufo-Formation; es sind Satelliten aus dem Starlink-Projekt des Unternehmens SpaceX. Das hat Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2002 gegründet. Mit dem Projekt könnten bis zu 42.000 Starlink-Satelliten nach und nach ihren Weg in die Erdumlaufbahn finden. Natürlich nicht, um dort für ein nächtliches Schauspiel zu sorgen, sondern um die Welt mit Internet zu versorgen.

Internet aus dem Weltall? Wie soll das genau funktionieren? Werden auch wir in Deutschland darauf zurückgreifen? Das Starlink-Projekt weckt Fragen über Fragen.

Was sind Starlink-Satelliten?

Mit der ersten Mission im Mai 2019 brachte eine Falcon-9-Rakete 60 Starlink-Satelliten ins Weltall. Mittlerweile ist ihre Zahl auf 420 angewachsen (Stand: 23. April 2020). Nachdem die Satelliten in einer Höhe von etwa 300 Kilometern von der Rakete ausgesetzt werden, fliegen sie anfangs relativ eng beieinander und sind deshalb für das Auge sehr auffällig. Nach und nach entfernen sie sich voneinander sowie von der Erde, lösen dabei die strenge Kettenformation auf und erreichen mit der Zeit bei 550 Kilometern ihre Zielumlaufbahn.

Ziel ist, dass SpaceX mit den jeweils etwa 260 Kilogramm schweren Starlink-Satelliten zukünftig Breitbandinternet zur Verfügung stellen kann. Grob gesagt, bilden die Satelliten ein immer größer werdendes Netzwerk, das durch Laserstrahlen die Satelliten untereinander verbindet.

Schon im Oktober 2019 hat Elon Musk einen Tweet über seine Starlink-Satelliten versendet. Mitte 2020 soll erstmals ein Breitband-Angebot bestehen, zuerst in den USA. Vor allem ländliche Gebiete sowie Luft- und Schifffahrt könnten davon profitieren.

Zu sehen ist ein erster Tweet, den Elon Musk über die Starlink-Satelliten versendet hat. Bild: Screenshot Twitter

Elon Musk twittert eine erste Nachricht über die Starlink-Satelliten. Bild: Screenshot Twitter

Starlink-Internet auch in Deutschland?

Seit Februar 2021 können wir auch in Deutschland Internet aus dem Weltall nutzen, in einem Beta-Angebot. Um weltweit Breitbandinternet anbieten zu können, sind mindestens 1.500 Satelliten notwendig. Aber: Je mehr Satelliten in die Erdumlaufbahn gelangen, desto besser soll die Internetverbindung werden.

Von der zuständigen Behörde sind momentan bis zu 42.000 Satelliten genehmigt. 12.000 Satelliten sind auf jeden Fall vorgesehen. Ob die weiteren 30.000 Satelliten in voller Zahl ins All gebracht werden (müssen), ist derzeit noch ungewiss. Das werden die Erfahrungswerte zeigen müssen.

Das Starlink-Internet-Angebot können Sie auf der Starlink-Webseite buchen – möglich ist das aktuell aber nur für eine begrenzte Nutzerzahl. Und nicht zu vergessen: Die von Starlink angebotene Bandbreite von 50 bis 150 mBit/s – und zum Teil sogar deutlich mehr – gibt es in Deutschland schon zum halben Preis.

Kritik an Starlink-Satelliten

Allerdings erfreut sich nicht jeder am Himmelsschauspiel der Starlink-Satelliten: Astronomen kritisieren, dass es durch Projekte wie dieses bald mehr Satelliten als Sterne am Nachthimmel geben könnte. Tatsächlich lässt sich schon jetzt bei klarem Wetter ziemlich viel Bewegung am Himmel beobachten. Nicht nur die auffälligen Lichterketten, sondern auch vereinzelte Lichtpunkte bewegen sich dort in verschiedene Richtungen. Wie soll das erst bei 12.000 oder sogar 42.000 Satelliten werden?

SpaceX will sich das Projekt nicht kaputt machen lassen, reagiert aber immerhin auf die Bedenken: Ein Satellit wurde testweise mit einer speziellen schwarzen Beschichtung versehen, damit er das Licht der Sonne nicht mehr so stark reflektiert. Es könnte aber sein, dass durch die dunkle Farbe mehr Hitze auf der Satelliten-Oberfläche entsteht und die Funktion negativ beeinflusst.

Hilfreich wäre diese Art der Tarnung auf jeden Fall: Weil die Satelliten nah an der Erde sind, würde ihre Reflexion das Licht der Sterne immer mehr überdecken. Und das wäre nicht nur für die Astronomie schlecht.

Starlink-Satelliten: Fluch oder Segen?

Haben Sie die ungewöhnlichen Lichterketten am Nachthimmel auch schon beobachtet? Oder haben Sie verfolgt, wie einzelne Satelliten ihre Bahnen ziehen? Schreiben Sie in unseren Kommentaren, was Sie von den Starlink-Satelliten halten. Finden Sie das Schauspiel schön oder fühlen Sie sich durch die Satelliten gestört? Über die Webseite findstarlink können Sie prüfen, wann die Starlink-Lichterketten in Deutschland zu sehen sind.

Wenn Sie hoffen, dass die Satelliten Ihnen schnelleres Internet bescheren, müssen Sie sich auf jeden Fall gedulden und mit dem bisherigen Breitbandangebot vorlieb nehmen. In unserem Blogbeitrag zum Breitband-Test lesen Sie , welcher Anbieter Sie bestmöglich versorgt. Glasfaser ist mittlerweile in einigen Gebieten verfügbar und sorgt für Internet mit Gigabit-Geschwindigkeit. In unserem Blog findet ihr auch eine Erklärung, was Glasfaser genau ist.

Damit aber zumindest das WLAN in Ihren vier Wänden optimal funktioniert, können Sie die Dienste von PC-SPEZIALIST vor Ort in Anspruch nehmen. Er kümmert sich um die WLAN-Einrichtung.

Update vom 09.04.2021: Satelliteninternet verfügbar

Bereits seit Februar ist das Satelliteninternet der Starlink-Satelliten in Deutschland verfügbar. Bislang als Beta-Angebot. Und das für den stolzen Preis von 99 Euro pro Monat. Sie müssen also tief in die Tasche greifen, um allein das Beta-Angebot nutzen zu können.

Dabei hat SpaceX-Gründer Elon Musk mit seinen Satelliten viel vor: Bis 2027 sollen 12.000 Satelliten dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen von überall auf das Internet zugreifen können. Auch aus den entlegensten Gebieten. Aktuell sind gerade mal 1385 dieser Satelliten im Orbit, die den Nachthimmel erheblich aufhellen. Das sorgt bereits für Kritik.

Fraglich ist zudem, wer sich auf Dauer 99 Euro im Monat für das Internetangebot leisten kann. Eine Preisstaffelung ist nicht geplant. Hinzu kommt ein Starterset inklusive Hardware, für das Sie 549 Euro berappen müssen.

Aber: Musks Augenmerk richtet sich zurzeit noch auf die USA. Dort, so sein Wunsch, sollen 60 Millionen Menschen in ländliche Gebieten von seinem Satelliteninternet profitieren. Künftig, so der Plan, soll es aber auch möglich sein, auf Containerschiffen, die über die Weltmeere gondeln, in Flugzeugen und auf Reisen immer gutes Internet per Satellit zu haben.

Update vom 23.03.2022: Starlink-Preise ziehen an

Die durchaus saftigen Preise für Musks Satelliten-Internet steigen weiter an. SpaceX begründet das mit einer „exzessiven Preissteigerung“. Denn: Die Anschaffungskosten für die notwendigen Satelliten-Terminals sind höher geworden, sodass die monatlichen Gebühren ab April steigen müssen. In den USA und Kanada steigt der Preis für das Endkundenmodell um jeweils 100 Dollar auf 599 bzw. 749 Dollar.

Die US-Preise sind Richtwerte für die weltweite Preisgestaltung. Während Vorbestellungen in Deutschland vor zwei Jahren noch zu einem Preis von 549 Euro möglich waren, kostet das Satelliten-Internet inzwischen 629 Euro plus 73 Euro Versandgebühr. Die monatliche Nutzungsgebühr in Höhe von 99 Euro in Deutschland hat SpaceX bislang nicht angepasst. Das könnte sich aber bald ändern.

Zudem ist die Kundenzahl begrenzt, da auch die Menge an Satelliten endlich ist, die Musk ins All schicken kann. Laut Berechnungen können Starlink-Nutzer aktuell mit einer Download-Rate von 25 Mbit/s rechnen – aber nur, wenn SpaceX das Netz auf 5.040 Satelliten ausbaut, zudem nicht mehr als 0,1 User pro Quadratkilometer hat sowie nur einer von 20 Kunden den Dienst tatsächlich nutzt. Weniger Satelliten oder mehr Nutzer in einer Region reduzieren die verfügbare Bandbreite.

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Weiterführende Links: merkur, Twitter, SpaceNews, futurezone, t3n, heise

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