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Vier-Tage-Woche
Author
Maren Keller, Mi, 12. Apr. 2023
in Aktuelles

Vier-Tage-Woche

Tipps zu Urlaubsanspruch, Arbeitszeit und Gehalt

Ist die Vier-Tage-Woche das Arbeitsmodell der Zukunft? Sie würde im Idealfall bedeuten, vier Tage zu arbeiten – bei gleichem Gehalt, und ist ein Traum vieler Arbeitnehmer.

Aber ist dieser Wunsch in Zeiten von Fachkräftemangel und vollen Auftragsbüchern realistisch? Wir fassen die aktuelle Situation zusammen.

Vorteile der Vier-Tage-Woche

Vier Tage arbeiten, drei Tage frei – klingt für viele Beschäftigte nach einem unrealisierbarem Traum, denn weniger Arbeitszeit bedeutet gleichzeitig weniger Geld – und das können sich viele Arbeitnehmer nicht leisten. Dennoch steigt der Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren. Und zwar aus unterschiedlichsten Gründen:

  • Mehr Freizeit bedeutet eine bessere Work-Life-Balance. Gerade Familien mit Kindern könnten profitieren, da sich die Eltern besser aufteilen können. Aber auch für alle anderen gilt, dass mehr Zeit zum Regenerieren bleibt, da wichtige Aufgaben, die aktuell am Wochenende erledigt werden, unter der Woche geschafft werden können. Es bliebe mehr Zeit für Hobbys und soziale Kontakte.
  • Wer täglich lange Arbeitszeiten hat oder gar im Schichtdienst arbeitet, hat öfter gesundheitliche Probleme, sagt der Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Weniger zu arbeiten bedeutet im Umkehrschluss, dass man seiner eigenen Gesundheit Gutes tut. Eine direkte Folge ist, dass sich Arbeitnehmer seltener krank melden.
  • Weniger Wege zur Arbeit schonen das Klima, weil der Energieverbrauch gesenkt wird und der Ausstoß an Emissionen sinkt.
  • Zu guter Letzt steige bei einer Vier-Tage-Woche (auch 4-Tage-Woche) die Produktivität, denn die geringere Arbeitszeit führt dazu, dass die verbliebene Zeit besser genutzt wird, weniger Leerläufe entstehen, die Arbeitnehmer konzentrierter arbeiten.

Vier gute Gründe, die Vier-Tages-Arbeitswoche bei gleichem Gehalt einzuführen. Aber kann das funktionieren? Ist das also der neue Trend der Arbeitswelt? Wie sieht es aus mit Urlaubsanspruch und zu leistender Arbeitszeit aus? Wir fassen zusammen.

Konzept einer Vier-Tage-Woche mit einem jungen Mann, der im Hintergrund arbeitet und den Kalender zeigt. Bild: ©WESTOCK/stock.adobe.com

Die Vier-Tage-Woche bietet unbestreitbare Vorteile, es gibt aber auch Nachteile. Bild: ©WESTOCK/stock.adobe.com

Wo gibt es die Vier-Tage-Arbeitswoche?

Bereits im Jahr 2015 hat Island die Vier-Tages-Woche getestet. Vier Jahre lang haben 2.500 Beschäftigte aus mehr als 100 Unternehmen statt 40 Stunden im Schnitt nur 35 oder 36 Stunden gearbeitet. In Island waren die Auswirkungen so positiv, dass die Gewerkschaften eine Stundenreduktion für mehr als 80 Prozent der arbeitenden Menschen in Island durchsetzen konnten.

Auch in Großbritannien wird die Vier-Tage-Arbeitswoche getestet. 70 Unternehmen und Organisationen nehmen an dem Versuch teil, das bedeutet, mehr als 33000 Mitarbeiter profitieren aktuell von kürzerer Arbeitszeit – bei vollem Lohn. Das Modell in Großbritannien nennt sich 100:80:100-Modell und bedeutet, dass Arbeitnehmer 100 Prozent Lohn bei 80 Prozent Arbeitszeit und 100 Prozent Produktivität erhalten. Der Versuch läuft noch bis November, aber schon jetzt wissen 86 Prozent der teilnehmenden Unternehmen, dass sie das Modell dauerhaft übernehmen wollen.

Auch im DACH-Raum gibt es bereits zahlreiche Unternehmen, die die geringere Arbeitszeit bei gleichem Lohn umsetzen. Warum? Weil vor allem immer mehr junge Menschen gezielt nach Arbeitsstellen suchen, die eine Stundenreduktion und einen freien Tag in der Woche bieten.

Was bedeutet Vier-Tage-Woche?

Doch was bedeutet der Begriff Vier-Tage-Woche bzw. 4-Tage-Woche eigentlich? Geht es nur darum, die Stunden zu reduzieren, um einen freien Tag pro Woche mehr zu haben, gleichzeitig aber auch weniger Geld? Oder wird die Wochenarbeitszeit einfach nur auf vier anstatt auf fünf Tage verteilt?

So ganz eindeutig ist der Begriff nicht. Da es keine gesetzlichen Vorgaben zur Vier-Tage-Woche gibt, kann sich jeder Arbeitgeber den Begriff nach seinem Gusto auslegen.

In Deutschland wird darunter häufig das Teilzeitmodell verstanden. Spricht weniger Arbeitszeit bei weniger Geld. Kürzt man seine Arbeitszeit um 20 Prozent, reduziert das Gehalt ebenfalls um 20 Prozent. Bei 40 Stunden Wochenarbeitszeit, die sich auf fünf Tage mit jeweils acht Stunden verteilen, bedeutet das einen freien Tag mehr pro Woche.

Vier-Tage-Woche: Frau, die ermattet mit dem Kopf auf dem aufgeklappten Laptop liegt. Bild: Pexels/@olly

Völlig ausgelaugt vom Stress der Fünf-Tage-Woche? Die Vier-Tage-Woche kann für mehr Work-Life-Balance und weniger Krankmeldungen sorgen, aber nur, wenn die Arbeitsstunden reduziert werden. Bild: Pexels/@olly

40-Stunden-Woche oder weniger?

Allerdings gibt es in vielen Bereichen keine 40-Stunden-Woche. Stattdessen wird nur 35 oder 36 Stunden pro Woche gearbeitet. Oftmals bieten Arbeitgeber dann eine Vier-Tage-Woche an, bei der die zu leistenden Stunden auf vier Tage verteilt werden. Im Endeffekt arbeitet der Arbeitnehmer an den einzelnen Tagen dann länger, um einen freien Tag bei gleichem Gehalt mehr zu erhalten.

Aber: Für eine Verteilung der Wochenarbeitszeit von 40 Stunden auf vier Tage – also zehn Stunden täglich – müssten die Ausnahmen des Arbeitszeitgesetzes genutzt werden. In Deutschland darf die werktägliche Arbeitszeit nämlich acht Stunden nicht überschreiten. Nur in Ausnahmen kann sie auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Aber auch das nur, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.

Nachteile von vier Tagen Arbeit

Die Nachteile sind auch im Vier-Arbeitstage-Modell nicht zu übersehen. Volle Auftragsbücher und der Personalmangel führt schon jetzt zu einer hohen Arbeitsbelastung. Wird die zu leistende Arbeit in vier Tage gedrückt, steigt die Belastung des Einzelnen weiter, was wiederum zu höherem Krankenstand führen dürfte.

Wenn der Arbeitsdruck steigt, werden Pausen kürzer – oder es finden keine mehr statt. Der kurze Schwatz am Kaffeeautomaten stärkt das Team. Fehlt er, geht das zu Lasten der Produktivität und Zufriedenheit.

Soll die Arbeitszeit nicht verdichtet werden, bleibt vielen Arbeitnehmer nichts anderes übrig, als eine Stundereduzierung bei gleichzeitig Gehaltskürzung hinzunehmen. Fraglich bleibt, ob das Mehr an Freizeit das Weniger an Geld aufwiegt.

Vier-Tage-Woche: Eine Gruppe junger Arbeitnehmer mit guter Laune vor Laptops. Bild: Pexels/@canvastudio

Vor allem jüngere Arbeitnehmer wünschen sich mehr Flexibilität im Job und bei vollem Gehalt die Vier-Tage-Woche. Bild: Pexels/@canvastudio

Urlaub und Gehalt – was ändert sich?

Die Frage nach Urlaub und Gehalt ist natürlich für Arbeitnehmer eine wichtige, wenn es um eine mögliche Verkürzung der Arbeitszeit geht. Wir klären die einzelnen Punkte:

  • Gehalt: Grundsätzlich wird das Gehalt nach Tarif oder individuell ausgehandelt bezahlt. Wenn Sie Ihre Arbeitszeit um einen Tag kürzen wollen, ohne gleichzeitig an den anderen Tagen mehr zu arbeiten, würde das eine Lohnerhöhung von 20 Prozent bedeuten. Gesetzlich lässt sich eine solche Gehaltserhöhung nicht verordnen, da sie in die Tarifautonomie eingreift.
  • Urlaub: Der gesetzlich vorgeschriebene Mindesturlaub beträgt mindestens 20 Tage pro Jahr – bezogen auf eine Arbeitsstelle mit fünf Arbeitstagen. Reduzieren Sie Ihre Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche, verringert sich der Urlaubsanspruch auf 16 Tage pro Jahr. Grund dafür ist, dass Sie ja dann sowieso einen Tag pro Woche frei haben. In beiden Modellen haben Sie aber vier Wochen im Jahr Urlaub.

Die Vier-Tage-Woche ist in Deutschland äußerst beliebt, allerdings bei vollem Lohnausgleich. 63 Prozent der Arbeitnehmer hätten gegen dieses Arbeitszeitmodell nichts einzuwenden. Nur 14 Prozent würden Abschläge akzeptieren, das hat jedenfalls eine Yougov-Umfrage im November 2022 ergeben.

Arbeitnehmer unter 40 Jahre stehen der Vier-Tage-Woche mit mehr als 80 Prozent besonders positiv gegenüber. Allerdings finden auch in dieser Gruppe nur 17 Prozent ein geringes Gehalt akzeptabel.

So funktioniert die Vier-Tage-Woche

Eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Gehalt und weniger Stunden kann sich allerdings sehr positiv auf die Mitarbeiter auswirken. Wichtig ist dafür, dass sich die Struktur im Unternehmen anpassen muss. Wieviel Zeit geht für Meetings drauf? Mit welchen Tools ist das Arbeiten umständlich? Gibt es sogar doppelte Arbeitsschritte, weil unterschiedliche Tools denselben Inhalt verlangen?

Mindestens genauso wichtig ist, dass Sie Ihren Mitarbeitern eine funktionierende IT zur Verfügung stellen. Denn: Einer der Gründe, warum Mitarbeiter Ihren Arbeitsplatz wechseln ist eine schlechte IT-Ausstattung.

Damit Ihnen nicht die Mitarbeiter abhanden kommen, unterstützt PC-SPEZIALIST in Ihrer Nähe Sie mit einer geeigneten IT-Ausstattung. Ob speziell fürs Home-Office oder  für die reibungslose Zusammenarbeit im Büro – unsere IT-Experten bieten Ihnen die IT-Lösungen, die Sie benötigen. Nehmen Sie Kontakt auf.

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Quellen: baua, it-business, merkur, timetac, morgenpost, tagesschau

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