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Elon Musks Twitter-Übernahme
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Robin Laufenburg, Mi, 23. Nov. 2022
in Aktuelles

Elon Musks Twitter-Übernahme

So änderte sich Twitter mit der Übernahme durch Elon Musk im Jahr 2022

Die Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat im Jahr 2022 immer wieder hohe Wellen geschlagen. Begleitet war sie dabei von einem ständigen Hin und Her. Doch was bedeutet die Twitter-Übernahme für Sie? 

Wir fassen alle Infos, die es zum jetzigen Zeitpunkt gibt, zusammen und halten Sie über Updates auf dem Laufenden.

Unser Beitrag über die Twitter-Übernahme im Überblick: 

  1. Twitter-Übernahme durch Elon Musk
  2. Die Person Elon Musk
  3. Elon Musks Twitter-Kritik im März
  4. Annäherung und Aktienkäufe im April
  5. Feindlicher Übernahmeversuch am 13. April
  6. Vereinbarung von Twitter-Übernahme am 25. April
  7. Musks erste Pläne für Twitter
  8. Rückzieher von Twitter-Übernahme im Mai
  9. Vor Twitter-Übernahme: Geplatzter Deal und Rechtsstreit im Juli
  10. Twitter-Übernahme am 27. Oktober
  11. Erste Amtshandlung: Entlassungen
  12. Nach Twitter-Übernahme: Musk droht Werbekunden
  13. Neues Modell zur Konto-Verifizierung
  14. Nach Twitter-Übernahme: Musk holt gefeuerte Mitarbeiter zurück
  15. Nach Twitter-Übernahme: Geht Twitter insolvent?

Twitter-Übernahme durch Elon Musk

Mehr als ein halbes Jahr lag zwischen Elon Musks Ankündigung, Twitter zu kaufen, im April und seiner tatsächlichen Twitter-Übernahme im Oktober 2022. Und dieses halbe Jahr verlief nicht ohne Turbulenzen. Ganz im Gegenteil: Es gab bei der Übernahmegeschichte viele Höhen und Tiefen, überraschende Wendungen und auch so manchen Schock.

Auch heute noch ist sie durch ein stetiges Hin und Her von öffentlich bekanntgegebenen und zurückgezogenen strategischen Entscheidungen geprägt. Damit Sie einen Überblick darüber bekommen, was hinter der Twitter-Übernahme durch Elon Musk steckt, welche Entscheidungen getroffen und wieder revidiert wurden, und vor allem was Sie bei der Benutzung von Twitter aktuell bedenken sollten, erfahren Sie hier. Was Twitter ist, wie Twitter funktioniert und was Tweets bzw. Retweets sind, erfahren Sie bei uns im Blog!

Twitter-Übernahme

Elon Musks Twitter-Übernahme zog sich über ein halbes Jahr. Bild: Pexels/@greenwish-_-137929759

Die Person Elon Musk

Im Oktober und November verging kaum ein Tag, an dem High-Tech-Milliardär Elon Musk mit seiner Twitter-Übernahme nicht für bahnbrechende Schlagzeilen sorgte. Diese sind jedoch alles andere als positiv.

Mit ihnen wird wohl jedem deutlich, dass der der neue Twitter-Chef Elon Musk, der auch Kopf von Tesla, SolarCity, OpenAI, SpaceX und Starlink ist, sich zwar nach außen hin als locker und cool gibt, aber eigentlich knallhart ist.

Eigentlich sollte das nicht weiter verwunderlich sein, denn der im Jahr 2022 als reichster Mensch der Welt geltende Elon Musk ist nicht gerade für seine fairen Arbeitsbedingungen, guten Löhne, überlegt getätigten und faktisch korrekten Aussagen oder ein diplomatisches Auftreten bekannt. Vielmehr ist Musk geradezu dafür bekannt, unüberlegt zu handeln und seine Meinung dabei öffentlich als Tatsache hinzustellen.

Exkurs: Elon Musks Einstellung zu Arbeit

In den chinesischen Tesla-Werken müssen Elon Musks Angestellte beispielsweise für nur rund 1.500 Dollar pro Monat (etwa 1.440 Euro) sechs Tage die Woche von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends arbeiten. Der sogenannte „996-Takt“ wurde sogar während der großflächigen Lockdowns in chinesischen Regionen wie Shenzhen oder der Metropolregion Shanghai aufrechterhalten. Während die Mercedes-Benz- und Porsche-Werke stillstanden, blieben die Arbeitskräfte von Tesla während des gesamten Lockdowns in den Fabriken und mussten dort unter anderem auf dem Boden schlafen.

In einem Interview mit der Financial Times zeigte sich Elon Musk von seinen Angestellten in China begeistert: „In China gibt es einfach eine Menge sehr talentierter, hart arbeitender Menschen, die fest an die Produktion glauben. Sie schuften nicht nur um Mitternacht, sondern auch um 3 Uhr morgens, sie verlassen nicht einmal die Fabrik.“

Laut einem Bericht der Tageszeitung Guardian liegt die harte Arbeit nur leider weniger an der Überzeugung, sondern vielmehr am alternativlosen Arbeitszwang. Seriöse Nachrichtenportale und wissenschaftliche Veröffentlichungen sprechen von „Sklavenarbeit“.

Wie funktioniert Twitter: Hände halten Smartphone, Twitter-App ist geöffnet. Bild: Unsplash/Marten Bjork

Welche Änderungen gibt es bei Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk? Bild: Unsplash/Marten Bjork

Elon Musks Twitter-Kritik im März

Elon Musks provokante Twitter-Aktivitäten sind berüchtigt. Ende März 2022 hat der reichste Mensch der Welt circa 79 Millionen Follower und ist damit auf Platz acht der meistabonnierten Twitter-Nutzer. Mit einem berüchtigten Tweet kritisiert Musk am 27. März Twitter und behauptet, das Unternehmen hinter der beliebten Online-Plattform untergrabe die Demokratie, indem es sich nicht an die Grundsätze der Meinungsfreiheit halte.

Dass Elon Musk Twitter, obwohl er die Plattform extrem aktiv nutzt, kritisch gegenübersteht, war auch schon vor dem entsprechenden Tweet bekannt. Unter anderem verurteilte er schon häufiger die permanente Sperrung von Benutzern, von der unter anderem der ehemalige US-Präsident Donald Trump betroffen ist. Nach der Ermutigung eines anderen Twitter-Users, Musk solle doch eine eigene Social-Media-Plattform ins Leben rufen, twittert Musk, dass er darüber ernsthaft nachdenke:

Annäherung und Aktienkäufe im April

Doch es kam anders: Am 4. April 2022 gibt Elon Musk in einem Börsendokument bekannt, 73,5 Millionen Twitter-Aktien für knapp 2,9 Milliarden US-Dollar gekauft zu haben. Damit besitzt er zu diesem Zeitpunkt rund 9,2 Prozent der Anteile und wird zum größten Twitter-Aktionär. Die Twitter-Aktie macht nach dem Aktienkauf Musks einen Kurssprung, der Kurs legt um circa 25 Prozent zu.

Der damalige Twitter-Chef Parag Agrawal kündigt am folgenden Tag an, dass der reichste Mensch der Welt in den Verwaltungsrat der Online-Plattform einziehen soll. Musk sei als harter Kritiker, der hinter der Plattform stehe, genau der richtige.

Keine Woche, am 10. April 2022, später gibt Agrawal bereits bekannt, dass sich Musk gegen einen Sitz im Verwaltungsrat entschieden habe. Vorausgegangen war die öffentlich Frage Elon Musks, ob Twitter nicht sterbe und verweist auf Top-Accounts, die kaum twittern würden:

Feindlicher Übernahmeversuch am 13. April

Dann, am 13. April 2022, startet Elon Musk überraschend einen ersten feindlichen Übernahmeversuch. Er versucht, wie aus Dokumenten für die US-Aufsichtsbehörden hervorgeht, alle Twitter-Aktien zu einem Stückpreis von umgerechnet 54,20 US-Dollar kaufen und Twitter von der Börse nehmen.

Musk schreibt, dass dieser Preis sein letztes Angebot sei und er beim Scheitern einer Übernahme sein Engagement bei Twitter überdenken müsse. Twitter kündigt öffentlich an, sich gegen die feindliche Übernahme zur Wehr setzen zu wollen.

Das macht der Verwaltungsrat auch kurzerhand und verabschiedet einen Plan, der die Rechte der anderen Anteilseigner stärkt. Dieser Plan sieht vor, dass andere Aktionäre zusätzlich Anteile günstig kaufen können, wenn ein einzelner Aufkäufer die Marke von 15 Prozent überschreitet.

Vereinbarung von Twitter-Übernahme am 25. April

Am 25. April erfolgt dann die die große Wende: Elon Musk und Twitter verkünden eine Vereinbarung über den Kauf des Kurznachrichtendienstes. Insgesamt 44 Milliarden US-Dollar (zum Zeitpunkt des Kaufs knapp 41 Milliarden Euro) hat er für den Nachrichtendienst aufgebracht. Umgerechnet sind das die von Musk geforderten 54,20 Dollar je Aktie.

Musk vereinbart damit laut Expertenstimmen einen Preis, der deutlich über dem tatsächlichen Wert von Twitter liegt. Das soziale Netzwerk hinkt seit Jahren anderen Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok deutlich hinterher. Während Facebook aktuell fast zwei Milliarden tägliche Nutzer hat, sind es bei Twitter gerade mal 230 Millionen.

Musk verspricht, er wolle Twitter „besser machen als jemals zuvor“. Auch schreibt er: „Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben, denn das ist es, was Redefreiheit bedeutet.“

Musks erste Pläne für Twitter

Twitter teilt am 28. April mit, dass die Plattform verbunden mit der Vereinbarung des Twitter-Kaufs durch Musk den stärksten Zuwachs bei der Nutzerzahl seit Jahren verzeichnet hat. Kurze Zeit nachdem die Twitter-Übernahme durch Elon Musk bestätigt ist, äußert sich Musk auch bereits öffentlich zu ersten Überlegungen von möglichen Veränderungen an der Plattform.

Vor allem will Musk Twitter von der Börse nehmen. Musk erklärt: Der Dienst könne nur so sein Potenzial als Plattform für Redefreiheit voll entfalten.

Zwar reißt die Kritik an Elon Musks Vorgehen nicht ab, diese scheint ihn jedoch nicht weiter zu interessieren. Öffentlich äußert er sich Ende April vor allem durch Memes und andere Witze über seine Twitter-Übernahme. Musk scherzt so am 28. April beispielsweise, er wolle Coca-Cola kaufen: »Als Nächstes kaufe ich Coca-Cola und tue wieder Kokain rein«, schreibt er. Es ist von allen Tweets der mit der zweitgrößten Zahl an Likes in der Twitter-Geschichte:

Geplant Kosten für Twitter-Nutzung

Musk macht sich Anfang Mai weitere Gedanken um die Zukunft von Twitter. Weniger oder gar keine Werbung, dafür Abo-Gebühren für kommerzielle Twitter-Konten – so sehen die weiteren ersten Pläne von Elon Musk aus.

Der reichste Mensch der Welt gibt so öffentlich bekannt, dass er mit der Idee spiele, Twitter zukünftig kostenpflichtig werden zu lassen. So twittert Musk, dass (übersetzt) „der Untergang der Freimaurer […] letztlich darin [bestand], dass sie ihre Steinmetzdienste umsonst angeboten haben“.

Das bedeutet also, dass Musk das Ende von Twitter befürchtet, wenn die Social-Media-Plattform weiterhin kostenfrei bleibt. Nur einen Tag später schwächt er seine Aussage ab: „Twitter wird für Gelegenheitsnutzer immer kostenlos sein, für kommerzielle/staatliche Nutzer kann es jedoch etwas kosten.“ Wie Twitter grundsätzlich funktioniert, erfahren Sie in unserem entsprechenden Blogbeitrag.

Exkurs: vorausgehende Finanzierung von Twitter

Anfang Mai verdient Twitter sein Geld fast ausschließlich mit Werbung. Und zwar hauptsächlich in Form von Tweets, die Unternehmen für Geld in den Nachrichtenstrom von Nutzern einbringen können. Musk selbst priorisiert Abo-Modelle wie Twitter Blue, statt den Fokus auf Werbung zu legen. Laut Musk gebe das Werbemodell großen Konzernen zu viel Macht, durch Abo-Kosten würde der Nutzer direkt für den Service zahlen.

Doch die Nutzer sind verärgert und deren Reaktion ist eindeutig. So schreibt einer: „Es geht also nur ums Geld“. Eine andere Nutzerin kommentierte: „So viel also zur ‚freien Meinungsäußerung‘, die Sie angeblich verteidigen wollten.“ Und ein wieder anderer äußert: „Das war’s, das besiegelt die Sache. Ich bin nicht länger ein Twitter-Nutzer.“

Ernstzunehmende Kritik an Musks ersten Plänen

Robert Reich, Professor an der Universität von Kalifornien in Berkeley, bezeichnet die Visionen Musks eines „unkontrollierten“ Internets als gefährlichen Unsinn. Denn ein unkontrolliertes Internet gibt es laut Reich nicht: „Irgendjemand muss über die Algorithmen entscheiden – wie sie gestaltet sind, was sie offenbaren und was sie verbergen.“ Musk habe genug Macht, um „sich im Stillen diese Art von Kontrolle“ zu verschaffen. Für Reich ist klar: Musk will das Internet „noch weniger verantwortungsbewusst“ gestalten. Es geht ihm nicht um Freiheit, sondern um Macht.

Auch David Kaye, Rechtsprofessor und ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Meinungsfreiheit, warnt: Twitter könne zu einer Kloake werden. Für Kaye ist klar: Wenn jemand mit viel Geld kommt und die Regeln ändert, sei das ein Rückschritt. Twitter habe jahrelang versucht, vernünftige Regeln aufzustellen und sich zu einem vernünftigen Hüter der Meinungsäußerung entwickelt. Dies sei nun in Gefahr.

Rückzieher von Twitter-Übernahme im Mai

Anfang Mai 2022 nimmt der Deal über die Twitter-Übernahme immer konkrete Züge an und Musk bemüht sich öffentlich um die Gewinnung von Investoren. Unter anderem gibt Musk  bekannt, dass er Trump zurück auf Twitter holen möchte. Seine Strategie scheint jedoch nicht so recht aufgehen zu wollen.

Am 13. Mai folgt die große Überraschung: Musk kündigt einen vorübergehenden Stopp der Twitter-Übernahme an. Der Unternehmer führt dabei diverse Argumente an, warum er Twitter nicht mehr übernehmen will. Dazu gehört unter anderem die Anschuldigungen eines Whistleblowers, der Twitter unter anderem Sicherheitsschwächen und mangelnden Schutz der Nutzerdaten vorwirft.

Pikant: Der Whistleblower ist Twitters Ex-Sicherheitschef, der im Januar gefeuert worden war. Dennoch: Die Anschuldigungen reichen für Elon Musk aus, um das Kaufangebot wegen „ungeheuerlicher Mängel“ für ungültig zu erklären. Sein Ziel: aus der im April vereinbarten Übernahme aussteigen.

Streit um Spam- und Fake-Konten

Um dieses Ziel zu erreichen, stützt Musk sich auf angebliche Falschangaben des Unternehmens zur Anzahl von Fake-Accounts. Musk gibt bekannt, die Twitter-Übernahme auf Eis zu legen, bis eine Berechnung der tatsächlichen Spam-Bots und Fake-Konten vorliege.

Twitter-Chef Parag Agrawal gibt am 16. Mai zwar bekannt, dass die Anzahl der Spam- und Fake-Accounts der insgesamt 229 Millionen Nutzer „weit unter fünf Prozent“ liege. Damit weist Twitter die Vorwürfe Musks zurück, falsche Zahlen auszugeben. Darüber hinaus kündigt Twitter an, Musk vor Gericht zu einem Vollzug der Übernahme zwingen zu wollen.

Der Tech-Milliardär glaub den Zahlen jedoch nicht. Laut diverser Medien handelt es sich hierbei um das Feilschen am Preis und den Kaufbedingungen. In einem Videointerview äußert Musk beispielsweise, dass er sich eine Einigung zu einem niedrigeren Angebot vorstellen könne. Die Twitter-Aktie beendet den Tag im US-Handel mit einem Minus von etwa acht Prozent. Das ist weit entfernt von den 54,20 Dollar je Aktie, die Musk bisher den Anteilseignern von Twitter vorgeschlagen hat.

Vor Twitter-Übernahme: Geplatzter Deal und Rechtsstreit im Juli

Elon Musk erklärt seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter am 8. Juli für aufgelöst. Er beißt sich dabei an dem Vorwurf fest, dass der Onlinedienst zu niedrige Zahlen von Fake-Accounts angebe. Im Schreiben seiner Anwälte heißt es, Twitter weigere sich, die tatsächlichen eingeforderte Daten zu Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform herauszurücken. Musk würde aufgrund dieser Verletzung das Übernahmevorhaben weiterhin abblasen.

Twitter reicht am 12. Juli seine Klage bei einem auf geschäftliche Auseinandersetzungen spezialisierten Gericht im US-Bundesstaat Delaware ein. Darin wirft Twitter Musk Vertragsbruch vor. Es gibt eine Reihe von Verfahrensschritten, der eigentliche Prozessbeginn wird schließlich auf den 17. Oktober festgelegt.

Twitter-Übernahme am 27. Oktober

Bevor es dann aber tatsächlich vor Gericht geht, vollzieht Musk erneute eine überraschende Kehrtwende. Am 4. Oktober kündigt der reichste Mensch der Welt an, den Kauf zu den im April vereinbarten Bedingungen doch zu vollziehen. Das bestätigt der Tech-Milliardär in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Die einzige Bedingung: Der Prozess wird abgesagt.

Die zuständige Richterin verschiebt das Gerichtsverfahren zwischen dem Milliardär und Twitter und fordert beide Parteien aus, sich bis zum Freitag, den 28. Oktober, zu einigen. Einen Tag vor Ablauf der Frist vollzieht Musk Medienberichten zufolge dann endlich den lang hinausgezögerten Kauf von Twitter. Der Kaufpreis liegt bei den ursprünglich vereinbarten 44 Milliarden Dollar. Seine Profilbeschreibung änderte der Milliardär in „Chief Twit“ und twitterte „Der Vogel ist befreit“, ohne jedoch weitere Details zu nennen:

Erste Amtshandlung: Entlassungen

Laut Washington Post, Sender CNBC und dem Wall Street Journal entlässt Elon Musk in seiner ersten Amtshandlung knapp 75 Prozent der ungefähr 7.500 Twitter-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch nahezu die gesamte Twitter-Führungsriege muss gehen – einschließlich Twitter-Chef Parag Agrawal, Chief Financial Officer Ned Segal, Top-Managerin Vijaya Gadde, die vor Musks Twitter-Übernahme für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständig ist, und bisheriger Datenschutzbeauftragte bei Twitter, Damien Kieran.

Agrawal, Segal, Daniel Johnson und Rahul Ligma waren laut den Meldungen anwesend und wurden nach ihrer Entlassung aus dem Gebäude geführt. Die Presse spricht von einer öffentlichen Demütigung.

Verbunden mit den Entlassungen löst Musk auch den Verwaltungsrat des Kurzbotschaftendienstes auf. Der Verwaltungsrat von US-Konzernen ist eine Mischung aus Vorstand und Aufsichtsrat, wie es sie auch bei deutschen Aktiengesellschaften gibt. Zu den zentralen Aufgaben des Gremiums gehören unter anderem grundlegende Entscheidungen über die Ausrichtung und Entwicklung des Unternehmens.

Nach Twitter-Übernahme: Musk droht Werbekunden

Angeblich übernimmt Musk entsprechende Spitzenposten zunächst selbst. Damit wird der Chef des Elektroautobauers Tesla nach der Twitter-Übernahme zum „alleinigen Direktor“ der Online-Plattform heißt es in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Die entsprechenden Jobs wolle er erst zu einem späteren Zeitpunkt an andere abgeben.

Bereits wenige Tage nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk kommt es zu Umsatzeinbrüchen. Grund hierfür ist, dass viele Großkonzerne wie die Automobilhersteller VW, General Motors, der Pharmakonzern Pfizer sowie die Lebensmittelriesen Mondelez und General Mills ihre Werbung bei Twitter pausieren. Auch große internationale Werbekonzerne gehen auf Abstand. Unter anderem soll der Branchenriese IPG, der milliardenschwere Anzeigenetats für Unternehmen wie Coca-Cola, Levi Strauss und Spotify verwaltet, seinen Firmenkunden wenige Tage nach Musks Übernahme geraten haben, Werbung auf Twitter zu stoppen.

Der Milliardär macht für den Rückgang an Werbung „Aktivistengruppen“ verantwortlich. Solche würden das öffentliche Meinungsbild manipulieren und den Druck auf Werbetreibende ausüben. Werbekunden, die sich weiterhin zurückhalten und die weitere Entwicklung abwarten würden, droht Musk unverhohlen mit öffentlichen „Bloßzustellungen“. Musk nahm für die Twitter-Übernahme Kredite von rund 13 Milliarden Dollar auf, das ist mehr Geld, als das Twitter-Geschäft an freien Mitteln dafür abwirft.

Neues Modell zur Konto-Verifizierung

Traditionell konnte man seine Identität bei Twitter mithilfe einer Identitätsprüfung bestätigen lassen, ohne dass dafür Geld verlangt wurde. Neben dem Nutzernamen wurde dann ein blaues Häkchen als Zeichen der Verifizierung dargestellt. Nutzerkonten von Unternehmen und Personen des öffentlichen Interesses wie von Politikern, Prominenten, Journalisten und Organisationen ließen sich stets verifiziert und mit einem blauen Haken versehen.

Elon Musk kündigte bereits vor der Twitter-Übernahme an, dass die Nutzung der Online-Plattform nach seiner Übernahme Geld kosten wird. Gesagt, getan: Am ersten Novemberwochenende führt Musk eine Überarbeitung des Abo-Modells Twitter Blue ein. Der monatliche Preis des Abonnements bei dem kostenpflichtigen Angebot wurde von bisher 4,99 US-Dollar auf  7,99 Dollar (rund acht Euro) im Monat angehoben.

Der Clou: Das Abo ist für jeden Twitter-Nutzer die Voraussetzung für eine Verifizierung des Nutzerkontos mit dem blauen Häkchen. Wer seinen blauen Haken also behalten möchte, muss jetzt also knapp zwanzig bzw. acht Dollar zahlen. Das verärgert natürlich zahlreiche Firmen und Personen des öffentlichen Interesses wie beispielsweise Bestsellerautor Stephen King:

Probleme mit neuer Verifizierung

Elon Musk meint, dass die neue Art der Authentifizierung durch ein Bezahlen der Online-Dienst vor einem Missbrauch schützet. Sein Plan ist jedoch gewaltig nach hinten losgegangen: Zahlreiche Nutzer gaben knapp acht Dollar aus und konnten ihre Fake-Profile mit blauen Häkchen verifizieren. Zahlreiche, mit blauen Haken bestätigte Profile veröffentlichten Fake-Mitteilungen und -Meldungen.

Ein augenscheinlich verifizierter Fake-Account von Fruchthersteller Chiquita verkündete, die brasilianische Regierung gestürzt zu haben und eine Kopie des Pharmakonzerns Eli Lilly gab bekannt, dass Insulin ab jetzt kostenlos erhältlich wäre. Die Falschmeldung führte zu einem deutlichen Einbruch des Aktienwertes.

Neues Modell zur Konto-Verifizierung eingestellt

Auch Spielefirma Nintendo, Sport-Stars wie Basketballer LeBron James und der ehemaligen US-Präsident George W. Bush blieben nicht von Fake-Mitteilungen verschont. Zahlreiche Aktien brachen ein und Senator Ed Markey bezeichnete Twitter als neuer „Wilder Westen der sozialen Medien“.

Knapp eine Woche, nachdem das neue Modell zur Konto-Verifizierung als neue Geldquelle eingeführt wurde, wird es auch schon wieder eingestellt. Das Abo solle aber voraussichtlich Ende der 46. Kalenderwoche wieder verfügbar sein, schrieb der neue Twitter-Besitzer in einem Tweet in der Nacht vom 12. auf den 13. November. Dabei machte er jedoch keine weiteren Angaben, wie das neue System gegen täuschend echt aussehende Fake-Accounts geschützt werden solle.

Nach Twitter-Übernahme: Musk holt gefeuerte Mitarbeiter zurück

Nachdem kurz nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk die Hälfte aller Mitarbeiter ihre Kündigung per E-Mail erhalten hatten, erhielten einigen von ihnen im November abermals eine weitere E-Mail, in der sie gebeten wurden, zu Twitter zurückzukehren. Musk gab zu, dass er sie „versehentlich“ entlassen habe; viele der gefeuerten Mitarbeiter seien für das „Twitter-Ökosystem“ unerlässlich und ihre Funktion sei ihm nicht bekannt gewesen.

Dennoch wiederholte Elon Musk seine Fehler erneut. Am Sonntag, dem 13. November, twitterte Elon Musk, dass die Online-Plattform „super langsam“ wäre, was Eric Frohnhoefer, einer der führenden Entwickler bei Twitter, verneinte. Dieser wurde von Musk kurzerhand gefeuert, wie der Milliardär direkt hiernach in einem öffentlichen Tweet bekanntgab. Mittlerweile haben sich mehrere Insider, aber auch externe Experten zu Wort gemeldet und sagen im Wesentlichen, dass sich Musk bei seiner Behauptung definitiv irrt.

Wie man an seinem Twitter-Account sehen kann, stört das den neuen Twitter-Chef aber nicht sonderlich. Vielmehr scheint er das Kündigen und Zurückholen seiner Mitarbeiter geradezu witzig zu finden:

Nach Twitter-Übernahme: Geht Twitter insolvent?

Elon Musk gab Anfang der zweiten Novemberwoche bei einem Treffen mit seinen Mitarbeitern bekannt, dass er eine Insolvenz von Twitter nicht ausschließen könne oder wolle. Nach dem Kauf der Plattform für rund 44 Milliarden US-Dollar brachen die Werbeeinnahmen erheblich ein. Sie machten zuletzt rund 90 Prozent der Twitter-Erlöse aus. Dass Twitter die fehlenden Kosten mit einem Abo-Modell auffangen kann, das im ersten Testlauf nur für Chaos und Zerstörung sorgte, ist nahezu ausgeschlossen. Und Twitter schreibt ohnehin rote Zahlen.

Aktuell vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht neue Probleme mit Twitter gibt. Am Donnerstag, dem 17. November, verließen deswegen einige der letzten verbliebenen Top-Manager die Firma. Dazu gehörten der für das Herausfiltern anstößiger Inhalte verantwortliche Yoel Roth und Lea Kissner, Chefin für Informationssicherheit. Die erst seit kurzem für die Beziehungen zu Werbekunden zuständige Robin Wheeler wurde von Musk zum Bleiben überredet.

Wir werden Sie hier auf dem aktuellen Stand halten, was weitere Entwicklungen rund um die Twitter-Übernahme angeht. Eine mögliche Insolvenz seiner neu erworbenen Online-Plattform Twitter scheint der reichste Mensch der Welt übrigens mit Humor zu nehmen:

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Verwendete Quellen: Zeit, Tagesschau, Welt, Spiegel Online, Focus Online, Focus Online, WinFuture, Frankfurter Allgemeine FAZ, Tagesschau, Tagesschau, Tagesschau, Tagesspiegel, Tagesschau, Tagesschau, Tagesspiegel, Die Welt, BW24, Manager Magazin, ZDF, ZDF

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