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Urbane Mobilität in der Kritik
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Maren Keller, Mi, 18. Sep. 2019
in Aktuelles

Urbane Mobilität in der Kritik

E-Scooter und der Datenschutz

E-Scooter in der Kritik: Gefährlich, nervig, nicht umweltfreundlich. Dennoch nutzen immer mehr die neue urbane Mobilität, um kurze Strecken in der Stadt zurückzulegen. Doch wie steht es eigentlich mit dem Datenschutz?

Hamburgs Datenschützer schlagen jetzt Alarm. Warum? Ihr erfahrt es bei uns.

Urbane Mobilität kann gefährlich sein

Sie sind der Trend schlechthin: E-Scooter. Doch seit sie am 15. Juli 2019 per Gesetz erlaubt wurden, vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht in der Kritik stehen. Dabei sollten sie einfach nur die Luft in den Innenstädten verbessern. Denn der Wunsch von Hersteller und Politik war, dass mehr Leute ihr Auto stehen lassen und stattdessen zum trendigen Roller greifen und die neue urbane Mobilität genießen.

Doch die Wahrheit sieht mal wieder anders aus: Vor allem in Großstädten stehen sie an jeder Straßenecke und blockieren Fußwege. Die Fahrer wissen oftmals nicht, was erlaubt ist, fahren zu zweit oder drängeln sich auf Fußwegen an der Omi mit Rollator oder dem Schulkind mit dickem Ranzen vorbei. Die Sicherheit auf den kleinen Rädern ist nur gewährleistet, wenn beide Hände am Lenker sind – Zeichen zum Abbiegen kann also niemand geben.

Zwei Gruppen von auf dem Fußweg wild abgestellten E-Scootern sind der Preis der urbanen Mobilität. Foto: Pixabay

Wild abgestellte E-Scooter gehören zum Straßenbild in Großstädten. Foto: Pixabay / Zuschnitt: PC-SPEZIALIST

Unfallbilanz der neuen urbanen Mobilität

Unfälle gibt es mit der neuen urbanen Mobilität zuhauf. Allein in Berlin registrierte die Polizei innerhalb eines Monats 21 Verkehrsunfälle mit E-Scootern. Vier Schwerverletzte und 15 Leichtverletzte sind das traurige Ergebnis. In München sieht es ähnlich aus: In drei Monaten gab es dort 47 Verkehrsunfälle mit E-Scootern, drei Schwerverletzte und 27 Leichtverletzte sind das Ergebnis. Und in Köln? In drei Monaten zählte die Polizei 60 Verkehrsunfälle mit 15 Schwerverletzten und 64 Leichtverletzten.

Immerhin: Todesopfer gibt es in Deutschland bislang nicht. In anderen Ländern, in denen die Mobilität mit E-Scooter ebenfalls beleibt ist, dagegen schon: Unter anderem in Spanien, Schweden, Frankreich starben Menschen nach Verkehrsunfällen mit E-Scootern.

Kein Wunder, dass der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, zu einem deutlichen Ergebnis kommt: „Aus unfallchirurgischer Sicht sind E-Tretroller eine Katastrophe.“

Umweltbilanz ebenfalls in der Kritik

Auch die Umweltbilanz der E-Scooter fällt alles andere als positiv aus. Waren die kleinen Flitzer in erster Linie als Autoersatz in Innenstädten gedacht, zeigt sich nach drei Monaten Nutzung, dass sie genau dafür nicht genutzt werden. Aktuell nutzen die Fahrer den E-Scooter als Alternative zum umweltfreundlichen Fahrrad, dem E-Bike, zum Fußweg oder dem ÖPNV.

Und eine Studie der University of North Carolina zeigt, dass die CO2-Emissionen pro Kilometer bei E-Scootern immerhin halb so hoch sind wie bei einem Mittelklassewagen. Sogar der Diesel-Bus bei voller Auslastung ist da noch weit umweltfreundlicher. In der Studie werden die Emissionen des gesamten Produktions- und Betriebsprozesses einbezogen. Das bedeutet, nicht nur der aktuelle Ausstoß an CO2 wir ermittelt, sondern die gesamte Kette vom Abbau der Rohstoffe über die Herstellung bis hin zum Transport, zur Wartung und Lebensdauer wird mit einbezogen, wie der Bericht Zwischenbilanz zu E-Scootern erklärt.

Urbane Mobilität contra Anonymität

Doch nicht nur Umwelt- und Unfallbillanz sind Kritikpunkte der urbanen Mobilität. Auch Datenschützer sorgen sich. Dabei ist es so einfach, einen E-Scooter zu nutzen: App des Anbieters aufs Smartphone laden, Code scannen, mit dem Fuß anschieben, Gas geben und ab geht die wilde Fahrt.

Aber: Gleichzeitig gebt ihr damit eure Anonymität im öffentlichen Raum auf. Denn die neue urbane Mobilität wird „nur unter einem erheblichen Eingriff in die Privatsphäre von Nutzern zur Verfügung gestellt“, sagt Hamburgs Datenschutzbeauftrager Johannes Caspar. Neben Kontakt- und Kontodaten sammeln die Verleiher auch Bewegungs- und Standortinformationen, die für die Nutzung eigentlich nicht nötig sind. Und häufig wissen Nutzer nicht, welche Daten der Anbieter erhebt, zusammenführt und nutzt. Fakt ist: Jeder Meter, den ihr mit dem E-Scooter zurücklegt, kann verfolgt werden.

Köpfe von Menschen in Rahmen, vergrößert mit einer Lupe. Foto: Pixabay

Wisst ihr, wer die gesammelten Daten von E-Scooter-Nutzern bekommt? Foto: Pixabay

Datenweitergabe an Dritte?

Die Datenschutzhinweise der Anbieter zeigen laut Caspar nicht immer eindeutig, wofür die Anbieter die gesammelten Daten verwenden. Zudem würden viele Fahrer die Risiken im Bereich der Profilbildung und Weitergabe ihrer Daten ausblenden. Behördenchef Johannes Caspar rät zu besonderer Vorsicht, wenn „E-Scooter-Verleiher die Weitergabe von Nutzerdaten an nicht näher eingegrenzte dritte Stellen ohne klare Zweckbestimmung und nur überaus vage in ihren Datenschutzbestimmungen beschreiben“.

Für euch heißt das: Lest die Datenschutzerklärung unbedingt gründlich durch und wägt ab, ob sich die Fahrt wirklich lohnt, wenn eure Privatsphäre der Preis ist, den ihr zahlen müsst. Vor allem dann, wenn „die Verarbeitung von Mobilitätsdaten zur Erbringung der vertraglichen Leistungen gar nicht erforderlich ist“. Habt ihr den Verdacht, dass eine Datenschutzverletzung vorliegt, könnt ihr bei der entsprechenden Datenschutzbehörde eine Beschwerde einlegen.

Urbane Mobilität kostet Privatsphäre

Da viele Nutzer die Roller am eigenen Wohnort abstellen, ist es für die Verleiher und Werbetreibenden ein leichtes, persönliche Informationen, wie Interessen, Vorlieben und Tagesabläufe aufgrund der Bewegungsdaten mit dem Roller zu rekonstruieren. Auch öffentliche Stellen haben laut Caspar Interesse an euren Daten: Ob es nun um Verkehrsplanung oder die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten geht – eure Daten sind Gold wert.

Was ist eure Meinung zu den E-Scootern? Nutzt ihr sie? Findet ihr sie gefährlich? Und wie sieht es aus mit dem Datenschutz? Ist es euch egal, dass die Anbieter im Grunde ein Bewegungsprofil erstellen können? Lasst es uns in unseren Kommentaren wissen.

Übrigens: wenn ihr die App der Anbieter noch nicht auf eurem Handy habt, dann kommt gern zu eurem PC-SPEZIALIST vor Ort. Wir helfen euch bei der Einrichtung. Und natürlich haben wir auch den passenden Virenschutz für euch parat.

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