?>
Kita-Apps mit Sicherheitsmängeln
Author
Maren Keller, Fr, 29. Jul. 2022
in Smartphone & Tablet

Kita-Apps mit Sicherheitsmängeln

Drittanbieter greifen Daten ohne Einverständnis ab

Kita-Apps sollen der Dokumentation und Kommunikation mit Eltern dienen und für mehr Zeit am Kita-Kind sorgen. Doch viele weisen schwere Sicherheitslücken auf.

Welche Gefahren bei der Verwendung von Kita-Apps lauern und was Kit-Apps genau sind, erfahren Sie hier.

Was sind Kita-Apps?

Kita-Apps sind nicht zu verwechseln mit Kinder-Apps. Die zuletzt genannten sind Spiel- und Lern-Apps für Kinder, um beispielsweise lange Wartezeiten zu überbrücken oder auch den Kleinsten schon spielerisch die digitale Welt nahezubringen.

Kita-Apps sind dagegen Software-Lösungen für bestimmte pädagogische Aufgaben. Mit solchen Apps sollen Erzieher in der Kita ihre Beobachtungen, die Lern- und Entwicklungsprozesse der Kinder und den pädagogischen Alltag digital dokumentieren. Sie sind auch geeignet, um mit den Eltern und innerhalb des Teams unkompliziert zu kommunizieren. Der Zettel mit den Infos für den nächsten Waldtag erreicht die Eltern digital statt auf Papier.

Es handelt sich also um Apps für Kitas sowie für das Personal. Und diese Apps sind programmiert für Tablet, Smartphone und PC und meistens webbasiert konzipiert. Das bedeutet, dass die personenbezogenen Daten nicht auf den Kitarechnern selbst hinterlegt werden, sondern auf externen Servern des App-Anbieters. Datenschutzfragen sind für die Verwendung unbedingt vorab zu klären.

Kita-Apps: Erzieherin liest Kindern vor. Bild: Pexels/Yan Krukov

Spielen, lesen, miteinander kommunizieren. Für die Kleinsten sind die persönlichen Begegnungen für ihre Entwicklung besonders wichtig. Bild: Pexels/Yan Krukov

Digitalisierung in Kitas

Auch wenn die Kommunikation in den meisten Kindertagesstätten noch analog vonstatten geht, ist nicht zu leugnen, dass auch bei den Kleinsten die Digitalisierung einzieht. Sei es in Form von Projekten, bei denen digitale Kameras genutzt, oder weil Informationen an Eltern per E-Mail versendet werden. Dennoch bleibt die persönliche Begegnung und das zwischenmenschliche Handeln zwischen Fachkräften und Kindern bzw. Eltern ein fester Anker und tägliche Routine.

Denn: Grundlegend für die frühkindliche Bildung ist eben genau die persönliche Begegnung. Kinder erlernen beispielsweise die Bedeutung von Gesichtsausdrücken vor allem durch den direkten Kontakt zu ihrem Umfeld. Diese „Face-to-Face-Interaktion“ ist das Fundament pädagogischen Handelns und für die Kleinsten unverzichtbar.

Dass gerade in Corona- und somit Maskenzeiten sowohl der Spracherwerb als auch das Erlernen von Mimik den Kleinsten schwergefallen ist, ist nicht zu leugnen, denn darauf weisen unterschiedliche Studien hin. Denn: Kinder sind sehr empfänglich für nonverbalen Signale – und diese sind wichtig, um Sprache und soziales Miteinander zu lernen.

Kita-Apps: Mehr Zeit für die Betreuung

Auch schon vor der Digitalisierung mussten Erzieher den Kindergartenalltag ihrer Schützlinge dokumentieren. Sei es für die regelmäßig stattfindenden Elterngespräche oder für die Frage, ob ein Kind eventuell eher oder später die Schulreife erlangt. Für die Erzieher war und ist das ein riesiger Aufwand, der viel Zeit gefressen hat und immer noch frisst. Zeit, die doch besser in die Betreuung der Kinder investiert werden könnte. Apps sollen und können diesen Aufwand verringern.

Und Kita-Apps gibt es mittlerweile zahlreiche. Sie haben alle dasselbe Ziel: Sie möchten die organisatorische Arbeit von Erziehern den heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen anpassen. Außerdem sollen sie den Organisations- und Vorbereitungsaufwand minimieren. Für die Erzieher bleibt dadurch mehr Zeit für die individuelle Betreuung.

Die unterschiedlichen Angebote an Apps für Kitas reichen von Nachrichtentools über Apps zur Erstellung von Portfolios bis hin zur Verwaltungssoftware. Wenn Sie in Ihrer Kindertagesstätte eine solche App einrichten wollen, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren PC-SPEZIALIST vor Ort. Unsere IT-Experten beraten Sie und richten die Apps auf Ihren mobilen Geräten so ein, dass sie fehlerfrei funktionieren. Natürlich kümmern sie sich auch darum, dass das WLAN ruckelfrei läuft.

Kita-Apps: Schloss im futuristischen Stil, Sicherheit, Vektor-Illustration. Bild: Andrew Derr/stock.adobe.com

Die getesteten Kita-Apps wiesen zum Teil erhebliche Sicherheitsmängel auf. Bild: Andrew Derr/stock.adobe.com

Sicherheitslücken in Kita-Apps

Wissenschaftler, unter anderem der Ruhr-Universität Bochum, des Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre sowie Experten der IT-Sicherheitsfirma Aware7 aus Gelsenkirchen, haben Kita-Apps untersucht und gerade ein Papier herausgebracht, dass die Sicherheit der Apps für Kita-Mitarbeiter mindestens mal in Frage stellt. Die Forscher haben insgesamt 42 Apps aus Europa und den USA untersucht und teilweise gravierende Sicherheitsmängel festgestellt.

Mehrere dieser Apps, die äußerst sensible Daten enthalten, bzw. auf entsprechenden Servern speichern, greifen ohne Einverständnis Daten ab und teilen sie mit Drittanbietern. Bei einigen Apps konnte die Forscher auf Fotos der Kindergartenkinder zugreifen.

Die 42 untersuchten Apps kommen auf insgesamt drei Millionen Downloads, wobei die 16 in Deutschland verfügbaren Apps auf nur 500.000 Downloads kommen. Zwar muss die Anzahl an Downloads nicht von deutschen Nutzern kommen, aber die Stadt Wiesbaden bestätigte beispielsweise, dass sie in den 42 dortigen Kitas künftig Kita-Apps einsetzen will.

Ergebnisse der App-Studie

Das Ergebnis der Untersuchung der 42 Kita-Apps ist ernüchternd. Vor allem, wenn man darüber nachdenkt, dass es um persönlichen Daten von Kindern geht!

Acht Apps (darunter vier deutsche) zeigten in den Tests „gravierende Sicherheitsprobleme“. Angreifer können bei diesen Apps private Fotos der Kinder einsehen. Herausgekommen sind die Schwachstellen, weil die Wissenschaftler selbst erstellte Konten gehackt haben.

Zudem sammeln fast alle Kita-Apps Daten und verkaufen sie für gezielte Werbekampagnen an Drittanbieter. Darunter Amazon, Facebook, Google oder Microsoft. Bei einem App-Anbieter wird sogar die durchschnittliche Anzahl der gewechselten Windeln pro Tag errechnet.

Auch die Datenschutzerklärungen seien nicht so, wie sie sein müssten. Stattdessen habe sich ein „erschreckendes Bild“ ergeben, sagte Studien-Mitautor Maximilian Golla. Außerdem: Zwar hat das Forschungsteam alle Hersteller vor der Veröffentlichung auf Schwachstellen hingewiesen, doch nur sechs von insgesamt 42 hätten überhaupt reagiert.

Untersucht wurden nur Android-Apps. Welche, das erfahren Sie auf Seite 402 der Studie. Vermutlich ist das Ergebnis aber bei anderen Anbietern wie Apple vergleichbar. Nur zwölf der untersuchten Apps – darunter vier deutsche – waren unbedenklich. Sie können nach Meinung der Studienautoren empfohlen werden.

_______________________________________________

Andere Stimmen zum Thema: Sprachbildung, Kinderzeit, ifp, nifbe, frühe Bildung, petsymposium, heise, wiesbaden

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

0 Kommentare