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Alexa hört mit
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Janina Kröger, Fr, 9. Aug. 2019
in Aktuelles

Alexa hört mit

Was Sprachassistenten mit euren Gesprächen machen

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Amazons Alexa hört mit, Apples Siri zeichnet Gespräche auf und auch Google Home wertet Sprachaufnahmen aus. Jetzt tritt der Verbraucherschutz auf den Plan und will den großen Lauschangriff verbieten.

Welche Gerüchte kursieren, was die Unternehmen dazu sagen und wie eure Privatsphäre geschützt werden soll, erklären wir euch.

Alexa hört mit – und sie ist nicht allein

Sinn und Zweck digitaler Sprachassistenten ist es, euer Leben leichter zu machen. „Siri, zeig‘ mir, wie das Wetter morgen wird.“ „Alexa, spiel‘ das Lied ‚Bohemian Rhapsody‘ von Queen.“ Oder auch „Ok Google, mach‘ das Licht aus.“ Mit solchen Sprachbefehlen kommuniziert laut einer aktuellen Studie der Postbank bereits heute jeder dritte Deutsche mit einem digitalen Sprachassistenten. Von 2018 bis 2019 konnte dabei ein Anstieg um 12 Prozent beobachtet werden.

Darin zeigt sich, dass immer mehr Menschen in Deutschland den Nutzen digitaler Sprachassistenten erkennen und im Alltag immer mehr auf deren Unterstützung zurückgreifen. Und natürlich ist es durchaus praktisch, das Kochen, Putzen oder Autofahren nicht unterbrechen zu müssen, um bestimmte Informationen abzurufen oder einzelne Handlungen auszuführen.

Seit einigen Wochen und Monaten häufen sich allerdings die Berichte, dass eure Gespräche mit Alexa, Siri und Google schon seit Jahren zumindest teilweise aufgezeichnet werden. Und mittlerweile haben Amazon, Google und Apple diese Vorwürfe sogar bestätigt.

Zu sehen ist ein Lautsprecher von Google Home. Offenbar gilt: Alexa hört mit, Google Home auch. Bild: www.unsplash.com / Kevin Bhagat

Alexa hört mit und auch Google Home wertet Gesprächsdaten aus.
Bild: www.unsplash.com / Kevin Bhagat

Audio-Mitschnitte werden ausgewertet

Kritischere Denker sind von diesen Neuigkeiten nicht überrascht. Den meisten Nutzern war aber sicherlich nicht bewusst, dass sie in ihrer intimsten Privatsphäre, nämlich den eigenen vier Wänden, belauscht werden. Das ist zweifellos der Fall, denn die Kommunikation zwischen Mensch und Lautsprecher wird nicht nur mitgeschnitten, sondern auch ausgewertet. Von realen Personen.

Sowohl bei Amazon als auch bei Apple und Google gibt es Mitarbeiter, die zumindest Gesprächsschnipsel zu hören bekommen. Das ist offiziell bestätigt. Google lässt dazu verlauten: „Zur Weiterentwicklung unserer Sprachtechnologie arbeiten wir weltweit mit Sprachexperten zusammen, die sich mit den Nuancen und Dialekten bestimmter Sprachen auskennen. Diese Sprachexperten prüfen und transkribieren eine kleine Auswahl von Anfragen, damit wir diese Sprachen besser verstehen.“

Auch Apple hat gegenüber The Guardian zugegeben, dass ein Teil der Siri-Anfragen analysiert wird, um die Spracherkennung zu verbessern. So ziemlich dasselbe ist von Amazon in Bezug auf Alexa zu hören.

Ist die Privatsphäre in Gefahr?

Kein Wunder, dass viele Nutzer bei solchen Aussagen verunsichert sind. Fragen nach der Privatsphäre drängen sich auf. Zum Beispiel diese: Springt der Mitschnitt wirklich erst mit der direkten Anrede von Alexa, Siri und Google an? Oder hören sie mehr als gedacht? Und wie sicher sind die Mitschnitte?

Leider sind die Nachrichten auch hinsichtlich dieser Fragen nicht gut. Es ist von Zeitarbeitern in Polen die Rede, die die Auswertung der Mitschnitte im Home Office vornehmen; andere Informanten berichten davon, dass Siri ihre Ohren auch im Schlafzimmer gespitzt hat; und wieder andere Berichte sprechen von Aufzeichnungen, in denen Ortsbezeichnungen und Namen fallen, die Rückschlüsse auf die Identität von Alexa-Nutzern zulassen.

Das alles klingt ziemlich besorgniserregend. Denkt mal einen Moment darüber nach. Habt ihr Alexa, Siri oder Google schon einmal intime Fragen gestellt? Euch nach bestimmten Medikamenten erkundigt? Vielleicht sogar über einen Sprachassistenten euren Kontostand abgefragt? Wollt ihr wirklich, dass irgendjemand dabei mithört?

Amazon, Apple und Google beschwichtigen

Stehen Amazon, Apple und Google sonst in erbitterter Konkurrenz zueinander, sind sich die drei großen Konzerne in diesem Fall einmal einig: Sie alle geben vor, ein breites Spektrum an Schutzmaßnahmen zu ergreifen, damit Unbefugte nicht auf die persönlichen Daten zugreifen können. Angesichts der Informationslage ist das ein ziemlich kläglicher Versuch, die aufgeregten Stimmen zu beschwichtigen.

Wenn Amazon versichert, dass Mitarbeiter keinen direkten Zugriff auf identifizierende Daten haben, wenn Apple vorgibt, dass die Mitarbeiter nur in sicheren Umgebungen die Gesprächsdaten analysieren, und wenn Google festhält, dass Audio-Mitschnitte erst bei einem „Ok Google“ anspringen, sind Zweifel mehr als berechtigt. Und die lassen sich momentan auch nicht ausräumen.

Zu sehen ist der Ausschnitt einer Wohnung, in der ein HomePad von Apple auf einem kleinen Beistelltisch steht. Dabei gilt: Alexa hört mit – Siri auch. Bild: www.unsplash.com / Cull & Nguyen

Über das HomePod kommunizieren Nutzer mit Siri.
Bild: www.unsplash.com / Cull & Nguyen

Auch Microsoft schneidet Gespräche mit

Zuletzt erfasst die Welle der Kritik auch das zu Microsoft gehörende Skype. Ein Microsoft-Mitarbeiter hat dem Tech-Portal Motherboard Informationen darüber zugespielt, dass auch dort persönliche Gespräche von Nutzern mitgeschnitten und später angehört werden. Es geht dabei in erster Linie um den Übersetzungsdienst von Skype, aber auch um Microsofts Sprachassistentin Cortana.

Alarmierend ist, dass der besagte Mitarbeiter wohl problemlos Audiodateien an Motherboard übergeben konnte, was auf den fragwürdigen Umgang mit solch sensiblen Dateien hinweist. Natürlich versucht sich auch der Microsoft-Konzern herauszureden. Er sammle Sprachdaten nur, um Sprachbefehle, Diktierfunktion und Co. verbessern zu können. Und: Der Datenschutz werde prinzipiell hochgehalten, alle Mitarbeiter müssten sich den entsprechenden Klauseln verpflichten.

Alexa hört mit – und jetzt?

Angesichts der geballten Ladung von Negativschlagzeilen kommt jetzt Bewegung in das Ganze: Auf Initiative der Hamburger Datenschutzbehörde ist ein Verwaltungsverfahren gegen Google bereits eröffnet. In einer offiziellen Erklärung dazu heißt es, dass die Nutzung von automatischen Sprachassistenten als hoch risikoreich für die Privats- und Intimsphäre eingestuft wird – und das gelte nicht nur für die tatsächlichen Nutzer, sondern beispielsweise auch ihre Gäste. Die Behörde beruft sich dabei auf die Datenschutzvorgaben der DSGVO.

Google reagierte promt und stellte die Auswertung der Audio-Dateien ein. Zumindest vorerst. Und auch Apple soll die Überprüfung von Sprachaufnahmen eingestellt haben. Amazon hat derweil eine Funktion eingeführt, über die Nutzer abschalten können, dass Mitarbeitern die Mitschnitte abhören.

Für die Amazon-Nutzer unter euch: Die Abschalt-Funktion findet ihr in den Datenschutz-Einstellungen unter dem Stichwort „Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen“. Allerdings speichert Amazon die Sprachaufnahmen auch weiterhin auf seinen Servern. In den Einstellungen könnt ihr die Dialoge löschen.

Freud und Leid der Sprachassistenten

Es ist schlimm genug, dass Alexa, Siri und Google eure Kommunikation überhaupt dokumentieren. Noch brisanter ist die Thematik, wenn man bedenkt, dass Schadprogramme mittlerweile verstärkt smarte Helferlein ins Visier nehmen. Was haltet ihr davon, dass Alexa, Siri, Google und Cortana euch sozusagen belauschen? Lasst es und in den Kommentaren wissen.

Am Ende der Geschichte bleibt die Frage: Ist es Fluch oder Segen, dass die Digitalisierung immer mehr Bereiche des Privatlebens in Beschlag nimmt? Wenn ihr auf digitale Sprachassistenten und Co. nicht verzichten möchtet, bleibt euch jedenfalls nur, euch bestmöglich abzusichern.

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1 Kommentar

  1. Helmut sagt:

    Ist wohl klar, daß Firmen, wie Amazon, Google, Apple usw. möglichst viele Daten erhalten und auswerten wollen. Vermeiden kann man dies aber nicht – denn alles, was möglich ist, wird auch gemacht. Versicherungen der Firmen, daß sie etwas nicht tun, kann man vergessen. Das sind genauso Lügen, wie die Aussagen unserer Politiker wie Merkel, Schäuble, usw. (siehe der Soli läuft nur kurze Zeit und wird dann abgeschafft – er wird nun wieder immer weiter verlängert. Es geht nur ums Geld = Steuereinnahmen).
    Schützen kann man sich nur, wenn man keines dieser Geräte benutzt, oder es möglichst gleich nach Benutzung wieder ausschaltet. Einschalten z.B. nur für das Wetter, danach gleich wieder ausschalten.

    Bei Alexa ist ja auch in ECHO eine kleine Kamera vorne eingebaut – die sieht auch mit. Da sieht dann Amazon oder evtl. auch ein Hacker, wie es in der Wohnung aussieht ! Lohnt sich z.B. ein Einbruch in diesem Haus ?? Ich habe die Kamera (übrigens auch bei Laptops) zugeklebt.

    Tschüß
    Helmut