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Fleeceware in Firmen
Author
Robin Laufenburg, Mi, 21. Okt. 2020
in IT-Sicherheit

Fleeceware in Firmen

Wenn Apps zur Kostenfalle werden

Aktualisiert am 19.07.2023

Der Begriff Fleeceware fasst sämtliche mobilen Anwendungen zusammen, bei denen es sich nicht um Schadsoftware handelt, die aber trotzdem nicht im Sinne der Benutzer agieren. Die Programme haben dabei versteckte und meist hohe Kosten.

Erfahren Sie, was Fleeceware ist und wie Sie sie erkennen.

Malware vs. Fleeceware

Am besten lässt sich im Vergleich mit der Definition von Malware erklären, was Fleeceware genau ist. Malware ist ein Sammelbegriff für sämtliche Schadsoftware. Zu ihr gehören alle Computerviren, Computerwürmer und Trojaner. Auch Spyware, Adware und alles, was unerwünscht auf Geräte wie Computer und Handys zugreift, wird unter dem Begriff Malware gefasst.

Schadsoftware fügt, wie der Name schon sagt, auf Ihrem Gerät direkten Schaden zu – beispielsweise indem sie Dateien beschädigt. Schadsoftware kann Ihnen aber auch im weiteren Sinn schaden. Möglich ist etwa, dass sie personenbezogene Daten wie Passwörter oder Zugangsdaten ausspioniert, die Cyberkriminelle dann im nächsten Schritt missbrauchen.

Durch ein solches Verhalten fällt Fleeceware nicht auf. Die erstmals vom Sicherheitssoftware-Entwickler Sophos unter diesem Begriff gefassten Anwendungen und Programme funktionieren wie angegeben und sind dabei größtenteils sogar legal und teilweise auch tatsächlich nützlich. Dennoch handelt Fleeceware ebenfalls nicht im Interesse der Benutzer!

SophosLabs: Liste mit Fleeceware

Den Begriff Fleeceware hat Sophos eingeführt. Dabei hat der Softwareentwickler verschiedene Anwendungen genannt, die durch unverhältnismäßige Kosten als Fleeceware auffallen. Bild: SophosLabs

Was ist Fleeceware?

Der Haken bei Fleeceware ist nämlich, dass die entsprechende Software stets an unverhältnismäßig teure und meist versteckte Kosten gekoppelt ist.

Um die Anwendung nutzen zu können, müssen Sie die Konditionen akzeptieren, nach denen dann hohe wöchentlich, monatlich oder jährlich anfallende Kosten eingefordert werden. Zum Teil wird dem Ganzen eine kostenlose Testphase, Free Trial genannt, vorgestellt, die die Assoziation weckt, dass man die App auch nutzen kann, ohne dafür zu zahlen. Wenn Sie sich für diesen Test anmelden, stimmen Sie den besagten Vertragskonditionen aber bereits zu. Fleeceware-Apps sind übrigens nicht nur für Privatpersonen eine große Gefahr, sondern sprechen häufig sogar gezielt kleine und mittelstädnische Firmen an.

Zusammengefasst: Fleecware-Apps spionieren Sie also weder aus, noch schaden sie Ihrem Gerät. Mit der Nutzung von Fleeceware gehen Sie aber versteckte Vertragskonditionen ein. Nach diesen bekommen Sie dann früher oder später saftige Rechnungen. Das Trügerische an Fleeceware-Anwendungen ist, dass sie auf den ersten Blick wie ganz normale Anwendungen aussehen und auch, anders als die meisten Schadprogramme, tatsächlich wie angegeben funktionieren.

Wie erkennen Sie Fleeceware?

Fleeceware-Apps finden sich in allen etablierten App-Stores. Dabei lagert jedoch deutlich mehr Fleeceware im Google Play Store. Das hat den einfachen Grund, dass es viel einfacher möglich ist, Anwendungen in einen Store wie den von Google einzustellen. Apple kontrolliert beim App Store alle potenziellen Anwendungen strikter und stellt in diesen nur gezielt Apps ein. Aber auch diese Vorsichtsmaßnahme konnte die Entwickler von Fleeceware nicht aufhalten, mittlerweile haben sie es auch geschafft, auch den Apple App Store zu infiltrieren. Sprich: Überall, wo Sie Anwendungen kostenpflichtig herunterladen können, werden Sie mittlerweile wohl auch auf Fleeceware stoßen.

Die gute Nachricht: Bei Anwendungen, die uneingeschränkt kostenfrei sind, können Sie sich ziemlich sicher sein, dass es sich nicht um Fleeceware handelt. Die Preise der Abzock-Apps sind schließlich regulär angegeben, wenn auch kleingedruckt oder durch die Hervorhebung eines scheinbar risikofreien Free Trial in den Hintergrund gedrängt. Mit dem Abo, das der User durch den Download abschließt, geht dieser jedoch einen Vertrag ein, der an unverhältnismäßig hohe Kosten gekoppelt ist.

Fleeceware-Preise

Fleeceware kostet immer Geld. Meistens sind die Kosten aber versteckt und die Anwendungen werden mit einer Free-Trial beworben. Bild: Pexels/@padrinan

Welche Fleeceware-Apps gibt es?

Erst einmal können alle Anwendungen, die unverhältnismäßig viel Geld kosten, als Fleeceware-Apps klassifiziert werden. Häufig sind es aber Apps ohne komplexere Funktionalität, zum Beispiel Anwendungen, die tägliche Horoskope ausgeben, Schlafrhythmen messen, Medien downloaden oder Gesichter erkennen und Filter darüber legen, gehören aber zum Gutteil zur Fleeceware. Solche Programme zielen natürlich vor allem auf Privatpersonen ab.

Viele der Fleeceware-Apps sind gleichzeitig auch Bloatware-Apps, also Anwendungen und Anwendungs-Bundles, die keinen wirklichen Nutzen haben. Hierzu gehören vor allem Apps aus den Bereichen Financing, Sport, Gaming, Wetter, Fitness und Gesundheit.

In unserem Blog haben wir unter anderem die bekannte Medien-Download-Fleeceware SnapTube vorgestellt. Zu weiteren bekannte Fleeceware-Apps gehören: Seer App:Face, Selfie Art, Palmistry Decoder, Lucky Life, Life Pamistry, Avatar Creator, Picsjoy-Cartoon, Effect Editor, Aging seer, Faceing Aging Scna, Face Reader, Astro Time / Faily Horoscope, Horoscorpe Secret und CIAO.

Fleeceware-Apps richten sich an Firmen

Für Firmen, besonders für Kleinunternehmen, sind Fleeceware-Anwendungen häufig auf das digitale Büro ausgerichtet und sollen auf Firmenhandys gespielt werden. Bei solchen Programmen handelt es sich zum Teil um digitale Taschenrechner, Scanner für QR-Codes oder Apps zur Bild- und Filmbearbeitung. Weiterhin finden sich in den gängigen App-Stores auch Anwendungen zur Texterstellung und Textbearbeitung oder zum Dokumenten-Management, die versteckte Kosten haben.

Und die sind oft sehr happig. Zum Gutteil kosten die Apps 50 bis 100 Euro pro Woche oder einmalig tausende Euro. Um durch einen solchen Trickbetrug nicht in eine Kostenfallen zu geraten, macht es Sinn, sich die Vertragsbedingungen gründlich anzuschauen. Auch ein Blick in die Nutzungsbedingungen und auf die Kosten von vergleichbaren Anwendungen kann nicht schaden.

Fleeceware-Anwendungen

So ziemlich jeder nutzt heute App-fähige Smartphones. Die Gefahr, beim Kauf von Anwendungen an Fleeceware zu geraten, ist immer da. Bild: Pexels/@karolina-grabowska

Fleecware-Apps setzen auf KI

In Zeiten von Deep Learning und OpenAIs GPT-3, auf dessen Grundlage ChatGPT entstanden ist, wandelt sich natürlich auch, wie Fleeceware in Erscheinung tritt. Aktuell wird der Markt so von ChatGPT-Klonen oder -Nachbildungen wie „Chat GBT“ geflutet, die nicht viel oder sogar gar nicht mehr als das originale ChatGPT können und dennoch unverhältnismäßig viel kosten.

Die iOS-Anwendung „Ask AI Assistant“, die nicht viel mehr als eine Kopie von ChatGPT ist, kostet nach der dreitägigen, kostenlosen Testversion sechs US-Dollar pro Woche oder 312 US-Dollar pro Kalenderjahr. Die Macher sollen mit der Kopie einer eigentlich kostenfreien Anwendung allein im März über 10.000 US-Dollar erwirtschaftet haben.

Mehr zu diesem Thema und eine Beschreibung, wie Sie herausfinden, ob es sich bei einer Website auch wirklich um die von ChatGPT handelt, finden Sie in unserem Blogbeitrag zu gefälschten ChatGPT-Websites.

Fleeceware erkennen

Immer dann, wenn Anwendungen nicht kostenfrei sind, sollten Sie genaustens auf die Nutzungs- und weiteren Rahmenbedingungen schauen und so zum Beispiel anfallende Kosten im Blick haben. Hier sind einige Fragen, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie eine kostenpflichtige Anwendung nutzen:

  • Wie hoch sind die Kosten? Wie teuer sind vergleichbare Produkte?
  • Kostet eine Anwendung einmalig oder fallen die angegebenen Kosten jährlich, monatlich oder wöchentlich an?
  • Welche Kündigungsfristen gibt es? Wie lange müssen Sie die App nutzen beziehungsweise für diese zahlen, wenn Sie diese erst einmal verwenden?
  • Gibt es einen Free Trial? Wie lange gilt dieser und wann müssen Sie kündigen, um mit dem Ende der kostenfreien Nutzung „aussteigen“ zu können?
  • Wie muss eine Kündigung aussehen, damit sie wirksam ist? Normalerweise reicht das Deaktivieren oder Löschen einer Anwendung nicht aus, um ein Abo zu beenden.

Vor allem kleine Firmen ohne eigenen IT-Verantwortlichen haben Mobile Security meist nicht im Fokus. Das liegt oft daran, dass die Sicherheit von Computern und Notebooks schon allein ein vielschichtiges und komplexes Themenfeld ist, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Gerade heute ist die Sicherheit von Mobilgeräten aber wichtiger denn je. Immerhin leben wir in einer Zeit, in der nahezu jede Person Smartphones nutzt und in der in den meisten Unternehmen Firmenhandys etabliert sind

Zwar kämpfen die Betreiber des offenen Google Play Store und des geschlossenen Apple App Store vehement gegen Fleeceware-Anwendungen, dieser Kampf ist aber einer gegen Windmühlen: Es kommen immer wieder neue Fleeceware-Anwendungen dazu.

Der Schutz vor Handy-Abzocke – Hilfe bei PC-SPEZIALIST

Benötigen Sie Hilfe bei der Diensthandy-Einrichtung oder Entfernung von Fleeceware? Suchen Sie einen externen IT-Experten, der sich Ihre IT und vor allem Ihre Mobile Security genau anschaut? Dann ist der PC-SPEZIALIST in Ihrer Umgebung der richtige Ansprechpartner für Sie. Wir statten Ihre Handys mit einer passenden Sicherheitssoftware aus. Auch beraten wir Sie kompetent dazu, welche Lösungen sich für welchen Bedarf anbieten.

In jedem Fall sollten Sie Ihre Mobilgeräte mit einer passenden Antivirensoftware ausstatten und genau darauf achten, dass Sie stets das neueste Betriebssystem benutzen. Natürlich sollten Sie auch penibel darauf achten, welche Anwendungen Sie auf Ihren Firmenhandys installieren. Berücksichtigen Sie dabei stets, was diese kosten und welchen Nutzungsbedingungen Sie mit der Installation zustimmen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern vor, ob diese eigenständig Apps installieren dürfen und wenn ja, welche. Eventuell können Sie Ihre Mitarbeiter durch professionelle Schulungen zur Mobile Security zusätzlich sensibilisieren.

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Quellen: Sophos News, Netzwelt, Levitech, it-daily, ZDNET

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