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Home-Office-Pflicht
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Maren Keller, Mo, 17. Okt. 2022
in Aktuelles

Home-Office-Pflicht

Kommt die Pflicht zur Heimarbeit wegen der Energiekrise?

Strom- und Gassparen lautet das Gebot der Stunde. Und dabei soll das Arbeiten im Home Office helfen. Doch gibt es eine Home-Office-Pflicht? Darf der Arbeitgeber seine Angestellten ins Home Office schicken, um selbst Energie zu sparen?

Kommt also nach der Corona-Home-Office-Pflicht nun die Home-Office-Pflicht zum Energiesparen? Wir fassen den aktuellen Stand zusammen.

Gibt es eine Home-Office-Pflicht?

Erst Corona, jetzt die Energiekrise – die Politik hat eine Home-Office-Pflicht diskutiert, damit Unternehmen Energie sparen können. Aber wie sinnvoll ist es wirklich, Arbeitnehmer ins Home Office zu schicken? Wann kann ein Unternehmen Energie sparen und wie sieht es mit den rechtlichen Vorgaben aus? Wie so oft gehen die Meinungen weit auseinander, aber mittlerweile gibt es Vorgaben.

Während es in der Hochphase der Corona-Pandemie eine Home-Office-Pflicht gab, um die Bevölkerung vor massiver Ansteckung mit dem noch recht unbekannten Virus zu schützen, ist zumindest aus Pandemie-Sicht keine Pflicht zur Heimarbeit mehr angedacht. Auch die Testpflicht für Angestellte, die ins Büro oder in den Betrieb wollen, wird es nicht mehr geben. Für Unternehmen bedeutet das eine erhebliche finanzielle Entlastung, die vielerorts begrüßt wird.

Doch wie sieht es mit der Pflicht zur Heimarbeit aus, damit Firmen und Betriebe Energie sparen können? Dürfen Unternehmen ihre Angestellten zum Home Office verpflichten? Welche Vorgaben gibt es, um die aktuelle Krise zu meistern?

Home-Office-Pflicht: Mann in kurzer Kleidung auf dem Sofa mit Laptop. Bild: Pexels/Nataliya Vaitkevich

Für viele ist das Home Office ein bequemerer Arbeitsplatz als das Büro – aber dürfen Arbeitnehmer ins Home Office gezwungen werden? Bild: Pexels/Nataliya Vaitkevich

Temperatur-Check im Büro

Um Energie zu sparen, ist gibt es seit 1. Oktober neue Vorschriften zur Raumtemperatur. Sie sind in der Energiesparverordnung festgehalten. Bislang galten laut der „Technischen Regeln für Arbeitsstätten“ folgende Vorgaben:

Je nach Schwere der Tätigkeit müssen Arbeitsräume Temperaturen zwischen 12 und 20 Grad Celsius haben. Der höchste Wert, 20 Grad, gilt als Mindesttemperatur für sogenannte „leichte Arbeit“. Darunter fällt das ruhige Sitzen und gelegentliches Gehen im Büro. 12 Grad sind nötig, wenn es um harte körperliche Arbeiten geht. In Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-, Kantinen- und Erste-Hilfe-Räumen soll es dagegen wärmer sein, nämlich mindestens 21 Grad. In Waschräumen mit Duschen müssen es sogar 24 Grad sein.

Laut Energiesparverordnung dürfen Arbeitgeber die Temperaturen um 1 Grad senken. Mindesttemperaturen sind demnach im Büro:

  • für körperlich leichte und überwiegend sitzende Tätigkeit 19 Grad Celsius,
  • für körperlich leichte Tätigkeit überwiegend im Stehen oder Gehen 18 Grad Celsius,
  • für mittelschwere und überwiegend sitzende Tätigkeit 18 Grad Celsius und
  • für mittelschwere Tätigkeit überwiegend im Stehen oder Gehen 16 Grad Celsius betragen.

Körperlich schwere Arbeit und andere Räume behalten ihre bisherigen Richtlinien zur Temperatur. Wichtig: Die Vorgaben gelten nur für öffentliche Gebäude. Private Arbeitgeber sind von der Energieverordnung nicht betroffen. Um Energie zu sparen, können sie also nur ihre Mitarbeiter ins Home Office schicken und die Heizung abstellen. Doch so einfach ist das nicht.

Home-Office-Pflicht in der Energiekrise

Die Otto-Group aus Hamburg macht es vor. Sie hat angekündigt, Räume, die wenig ausgelastet sind, nur noch auf 15 Grad zu heizen. Zum Arbeiten eindeutig zu wenig, für die Bausubstanz allerdings ausreichend. Arbeitnehmer haben bei Otto die Wahl, ob sie im kalten Büro sitzen wollen, von zu Hause aus arbeiten oder freie Schreibtische in anderen Abteilungen mit höherer Raumtemperatur nutzen wollen.

Juristisch gesehen ist dieses Vorgehen legitim. Der Arbeitgeber zwingt seine Angestellten nicht, zu Hause zu arbeiten, sondern bietet ihm innerhalb der Büroräume einen alternativen Schreibtisch an. Damit kommt er seiner Pflicht nach, dem Arbeitgeber einen geeigneten Arbeitsplatz bereitzustellen. Denn: Eine Home-Office-Pflicht gibt es auch in der Energiekrise nicht.

Zudem gewährt Artikel 13 des Grundgesetzes die Unverletzlichkeit der Wohnung. Heißt: Arbeitgeber können ihre Angestellten nicht gegen den eigenen Willen anweisen, von zu Hause zu arbeiten, weil das arbeitgeberseitige Direktionsrecht vor der Haustür endet. Es sei denn, es gibt einen entsprechenden Vereinbarung im Arbeitsvertrag.

Wirtschaftliche Vorteile und die unternehmerische Organisationsfreiheit reichen also nicht aus, um Mitarbeiter ins Home Office zu zwingen. Arbeiten im Home-Office funktioniert nur einvernehmlich.

Home-Office-Pflicht: Frau am Schreibtisch mit Laptop, hält sich selbst im Arm, friert. Bild: ©buritora/stock.adobe.com

Die Heizungen im Büro werden kälter eingestellt, wer nicht frieren will, muss sich warm anziehen. Bild: ©buritora/stock.adobe.com

Energiesparen durch Home Office?

Die Meinungen zum Einsparpotenzial durch eine Home-Office-Pflicht gehen zudem auseinander. So rechnet Rudolf Friedrich von der Hochschule Technik und Wissenschaft in Saarbrücken mit einem Nullsummenspiel. So sagt der Wissenschaftler: „Wenn wir vom Raumwärmebedarf reden – also vom Gas für die Heizung – hält sich es sich die Waage beim Energiesparen.“ Denn bei Verwaltungsbüros einer Kommune in einem alten, nicht sanierten Gebäude sei die Energieersparnis sehr hoch, aber es gebe eben auch sehr viele moderne Gebäude von Arbeitgebern und viele Altbauten im Privatbereich. „Heißt: Beim Raumwärmebedarf sehe ich eher ein Nullsummenspiel, wenn es um sparen durch Home Office geht.“

Anders sieht es hingegen beim Einsparen von Kraftstoff aus: In Deutschland pendeln laut Friedrich etwa 20 Millionen Menschen zu ihrem Arbeitsplatz, 67 Prozent davon mit dem Auto. Dabei legen sie im Durchschnitt 18 Kilometer zurück. „Wenn wir – basierend auf Pandemiezahlen – davon ausgehen, dass 25 Prozent davon für einen Tag in der Woche im Home Office arbeiten würden, hätten wir umgerechnet eine Ersparnis von 200 Millionen Liter Treibstoff im Jahr.“

Arbeiten im Home Office – und die Kosten?

Während Arbeitgeber mit dem Home Office vor allem das Energiesparen und somit das Einsparen von Heizkosten im Sinn haben, fragen sich Arbeitnehmer zu Recht, wer die zusätzlichen Kosten trägt, die durch das Arbeiten in den eigenen vier Wänden entstehen. Denn dank steigender Energiekosten haben auf die Verbraucher wegen höherem Wasser- und Stromverbrauch und steigender Heizkosten – weil die Wohnung bereits morgens warm gehalten werden muss – mit deutlichen Mehrausgaben zu rechnen.

Zwar können Arbeitnehmer zurzeit fünf Euro pro Arbeitstag steuerlich geltend machen – allerdings begrenzt auf 120 Tage im Jahr. „Die 600 Euro sind in jedem Fall nicht ausreichend“, sagt Saarbrücker Arbeitsrechtler Marwin Roth. Die Bundesregierung hat bereits reagiert: Der Satz von maximal 600 Euro verteilt auf 120 Tage wurde auf 200 Tage und 1000 Euro angehoben. Die Änderung greift ab Januar 2023.

Allerdings zählt die Home-Office-Pauschale zu den Werbungskosten, für die allen Steuerzahlern ohnehin 1200 Euro angerechnet werden. Nur wer mit Home-Office-Pauschale und anderen Ausgaben über diesen Betrag kommt, profitiert. Deshalb fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine Anhebung der Pauschale auf 1500 Euro.

Home-Office-Pflicht: Leeres Büro, leere Schreibtische, Grünpflanzen. Bild: Pexels/Marc Mueller

Heizkosten sparen können nur Firmen, die ganze Etagen oder Gebäudeteile leer stehen lassen. Bild: Pexels/Marc Mueller

Home-Office-Pflicht – ja oder nein?

Das Gas wird verheizt, ob im Büro oder zu Hause. Einsparungen sind nur dann wirklich möglich, wenn ganze Etagen oder Gebäudeflügel minimal beheizt würden und die Mitarbeiter ins Home Office gehen. Rücken Mitarbeiter aber stattdessen in den warmen Büroräumen zusammen, wäre das schon wieder ein Verstoß gegen die neue Arbeitsschutzverordnung. Sie sieht wegen der Pandemie erneut einen Mindestabstand von 1,5 Metern am Arbeitsplatz vor.

Da es keine Home-Office-Pflicht gibt und somit ganze Arbeitsstätten auch weiterhin beheizt werden müssen, bleibt die Frage, ob das bisher geltende Freiwilligkeitsprinzip für Energieeinsparungen ausreicht. „Einheitliche Regelungen und Vorgaben wären sinnvoll, damit Sparpotenziale genutzt werden können“, sagte Claudia Kemfert, Ökonomin und Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Wichtig seien eindeutige, auch arbeitsrechtliche Vorgaben – auch zur Frage, wer die Mehrkosten von im Home Office arbeitenden Menschen trägt. Wie Sie im Home Office Energie sparen können, erfahren Sie bei uns im Blog.

Strikte Vorgaben von der Politik sind allerdings nicht zu erwarten: Als das Arbeitsministerium wegen der Pandemie jüngst eine erneute Home-Office-Pflicht vorschlug, gingen Arbeitgeber und Gewerkschaften auf die Barrikaden – prompt ruderte die Bundesregierung zurück.

Home Office in Ihrem Betrieb?

In vielen Betrieben hat die Corona-Pandemie zu einer deutlichen Steigerung des Arbeitens von zu Hause geführt. Das wissen auch Cyberkriminelle, weshalb die Angriffe auf Unternehmen wegen Corona stetig zunehmen. Ob es falsche Corona-Apps auf dem Diensthandy sind oder Cybercrime-as-a-Service Anwendung findet, Kriminelle entwickeln immer neue Tricks, um schnell ans große Geld zu kommen. Beliebt sind auch verschiedenste Social Engineering– und Social-Hacking-Methoden.

Gut zu wissen, dass es IT-Experten gibt, die sich nicht nur mit der optimalen Home-Office-Ausstattung auskennen, sondern auch mit dem idealen Rundum-Schutz für Ihre Firmen-IT, dem IT-Basisschutz. Wenn Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich gern an einen PC-SPEZIALIST in Ihrer Nähe und lassen Sie sie umfassend beraten. Unsere Experten in ihrer Nähe beraten Sie auch zur geeigneten Backup-Strategie.

Wie ist Ihre Meinung zum Home-Office oder zu einer Home-Office Pflicht? Sind Sie dafür, möglichst viel im Home Office zu arbeiten?  Ist es in Ihrem Betrieb vielleicht auch schon während Corona üblich und normal gewesen, im Home Office zu arbeiten? Oder lehnen Sie eine Pflicht rundheraus ab und freuen sich, dass Sie im Büro Kontakt zu Kollegen haben? Hinterlassen Ihre Meinung gern in unseren Kommentaren.

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Andere Stimmen zum Thema: bund-verlag, haufe, t3n, rp-online, bund-verlag, Handwerksblatt, Tagessschau, RND

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