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Gigabitstrategie
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Maren Keller, Fr, 5. Aug. 2022
in Aktuelles

Gigabitstrategie

Pläne der Bundesregierung zum Glasfaserausbau

Schnelles Internet für alle – so lautet die Devise der Bundesregierung. Mit der gerade veröffentlichten Gigabitstrategie soll Deutschland den „digitalen Aufbruch“ schaffen. Das Ziel: Bald soll es überall in Deutschland schnelles Glasfaserinternet und 5G geben.

Wie das erreicht werden soll und wann jedes Haus und jede Wohnung schnelles Internet haben soll, erfahren Sie hier.

Strategie für digitalen Ausbau

Die Corona-Pandemie hat es gezeigt: Die Digitalisierung ist in Deutschland noch längst nicht vollbracht. Im Gegenteil: Wenn Eltern in Online-Videokonferenzen sitzen und die Kinder parallel im Homeschooling unterrichtet werden, dann ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung: ruckelndes Internet, abbrechende Verbindungen, Stillstand statt Arbeit und Lernen. Zuletzt hatte der Ansturm auf Elster wegen der Grundsteuerreform gezeigt, dass Deutschland vom digitalen Fortschritt noch weit entfernt ist.

Doch all das soll jetzt besser werden. Schon 2020 haben wir berichtet, dass der Netzausbau vorangeht. Nun hat die Bundesregierung mit einer Gigabitstrategie nachgelegt. Demnach sollen deutsche Haushalte in den kommenden Jahren flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen versorgt und der Mobilfunk im schnellen 5G-Standard ausgebaut werden. Denn bislang ist vor allem im ländlichen Bereich die Netzabdeckung eher mau. Das zeigt auch die Funkloch-App ziemlich deutlich.

Gigabitstrategie: Verteilerkasten und Milchkanne als Symbol für schnelles Internet überall in Deutschland. Bild: embeki/stock.adobe.com

Noch ist das schnelle Internet vor allem auf dem Land ein Traum. Mit der Gigabitstrategie soll das anders werden. Dank ihr soll es bis in den hintersten Winkel des Landes schnelles Internet geben. Bild: embeki/stock.adobe.com

Gigabitstrategie

Mit der Gigabitstrategie soll nun alles besser werden. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, äußert sich folgendermaßen: „Mit unserer Gigabitstrategie wollen wir den digitalen Aufbruch für Deutschland erreichen. Home Office, Streaming im ICE und Empfang auf der Berghütte müssen endlich problemlos möglich sein. Dafür brauchen wir überall leistungsfähige digitale Infrastrukturen, das heißt Glasfaser bis ins Haus und den neusten Mobilfunkstandard. […] Für mich ist ganz klar: Digital ist besser, denn damit schaffen wir mehr Teilhabe, mehr Chancen, mehr Fortschritt für alle. Wir packen es jetzt an.“

Insgesamt umfasst die Gigabitstrategie für den Glasfaserausbau 100 Maßnahmen, angefangen von Bürokratieabbau bis hin zur Optimierung der Zusammenarbeit mit der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG). Um gute Rahmenbedingungen zu schaffen, will die Regierung Genehmigungsverfahren beschleunigen, alternative Verlegeverfahren stärken und mehr Transparenz schaffen.

Empfindliche Glasfaserkabel

Wenn das Zwischenziel, die Hälfte aller deutschen Haushalte bis 2025 mit Glasfaser zu versorgen, erreicht werden soll, muss es vor allem schnell gehen. Und da setzt die Bundesregierung im Gigabitstrategiepapier auf alternative Verlegetechniken. Das bedeutet, dass die Nutzung vorhandener Infrastruktur nicht ausgeschlossen sein soll.

So sehr zu begrüßen ist, dass vorhandene Infrastruktur genutzt werden soll, so muss vor allem die geplante oberirdische Verlegung überdacht werden. Denn: Glasfaserkabel sind gegenüber mechanischen Belastungen deutlich empfindlicher als Kabel aus Kupfer. Es ist zwar prima, dass durch das Aufhängen der Kabel an vorhandenen Holz- und Strommasten Zeit gespart wird, wenn dadurch aber Schäden an den Kabeln schneller auftreten, ist damit auch niemandem geholfen.

Gigabitstrategie: Kabelrollen mit orangen Leerrohren.Bild: JoHans/stock.adobe.com

Vielerorts sieht man Kabelrollen mit den orangen Leerrohren, in denen Glasfaserkabel verlegt werden. Bild: JoHans/stock.adobe.com

Aufruf an Wirtschaft und Länder

Um die Gigabitstrategie zu verwirklichen, erwartet die Bundesregierung in den kommenden Jahren große Investitionen von der Telekommunikationsbranche. 50 Milliarden Euro will die Branche investieren. Staatliche Gelder sollen nur da fließen, wo ein privater Ausbau in absehbarerer Zeit nicht stattfinden wird.

Zudem soll es ein Gigabit-Grundbuch geben, das Infrastrukturen, wie vorhandene Leerrohre oder oberirdische Leitungen auflistet, die genutzt werden könnten. Allerdings braucht es dafür ein starkes Engagement der Länder, da das entsprechende Baurecht Ländersache ist.

Und genau hier liegt das Problem: Die Gigabitstrategie von Verkehrsminister Wissing ist nicht mehr als eine Empfehlung, da die Zuständigkeit bei den Ländern und Kommunen liegt. Auch mögliche Haftungen wie auftretende Schäden durch das Trenching sind ungeklärt.

Was ist Trenching?

Sie fragen sich gerade, was Trenching ist? Dabei handelt es sich um den offenen Tiefbau. Dabei wird mithilfe einer Fräse ein schmaler Graben in den Untergrund gezogen. In diesen Graben werden dann wiederum kleine Rohre für die Glasfaserkabel verlegt. Dabei sind nur alle 600 bis 800 Meter Schächte für das Einblasen der Glasfaserkabel notwendig. Dieser Vorgang erfolgt per Druckluft: Das Glasfaserbündel wird mehr oder minder in das leere Röhrchen eingeschossen. Anschließend wird der offene Bauabschnitt wieder verschlossen. Durch die abschließende Asphaltdecke sind Rohre und Kabel vor der Witterung geschützt.

Vorteile des Trenching sind: kürzere Bauzeiten, geringere Kosten, reduzierte Beeinträchtigung von Anliegern durch Lärm, Schmutz oder Verkehrssperrungen. Für das Trenching ist nur ein schmaler Graben von bis zu 30 Zentimetern notwendig, um Leerrohre und Glasfaser zu verlegen. Es eignet sich vorrangig für Geh- und Radwege, aber auch für Straßendecken und nicht befestigte Flächen.

Gigabitstrategie: Anteil der Bevölkerung in Enger, der einen Glasfaseranschluss haben möchte. Bild: Screenshot Deutsche Glasfaser

Das Beispiel der Stadt Enger im ostwestfälischen Kreis Herford mit gut 20.000 Einwohnern zeigt, dass das Interesse der Einwohner an Glasfaser gering ist. Bild: Screenshot Deutsche Glasfaser

Ziel der Gigabitstrategie

Das Ziel der Strategie steht fest: Bis 2025 soll etwa die Hälfte aller Haushalte Glasfaseranschlüsse buchen können. Bis 2030 soll dies dann flächendeckend möglich sein. „Wir wollen die Rückstände der vergangenen Jahre aufholen und wollen bis zum Jahr 2030 flächendeckend eine Versorgung mit Glasfaser überall dort ermöglichen, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind“, erklärte Bundesdigitalminister Volker Wissing. Auch der Mobilfunk-Ausbau im 5G-Standard soll „überall auf höchstem Niveau“ erfolgen.

Was ist aber, wenn die Einwohner eines Ortes gar kein Interesse am Glasfaserausbau haben? Schließlich bleibt der vorhandene Anschluss über das Kupferkabel erhalten und funktioniert auch weiterhin. Für dieses Problem gibt es aktuell keine Lösung!

Aber: Zurzeit dürfen mit staatliche Fördergeldern Glasfaserleitungen nur in Gegenden mit Übertragungsgeschwindigkeiten von unter 100 Mbit/s verlegt werden. Das soll sich laut Gigabitstrategie ändern. Dann könnte der Ausbau mit schnellem Glasfaser in größeren Gebieten gefördert werden.

Kritik der Wirtschaft

Die Wirtschaft kritisiert die Änderung der Förderung und fürchtet, dass völlig unreguliert gefördert wird, beispielsweise in Gegenden, wo nur wenige Menschen leben. Hierfür soll eine Potenzialanalyse als Wegweiser dienen. Allerdings ist auch sie wieder nur eine Empfehlung – die Länder können selbst entscheiden, wo der Ausbau gefördert wird. Und wenn dann ein Bundesland entscheidet, den Glasfaserausbau bei Oma Meier, der einzigen Einwohnerin von Unterpusemuckelsdorf zu fördern, den Ausbau in Oberpusemuckelsdorf mit seinen 3.000 Einwohnern aber nicht, dann ist das so!

Die Sorgen der Telekommunikationswirtschaft sind deshalb groß: Zu viele Fördervorhaben führen letztlich dazu, dass der Ausbau am Ende langsamer und teurer wird. Etwa, weil Tiefbaufirmen überlastet sind. „Geförderter Ausbau dauert etwa zwei bis drei Mal so lange wie eigenwirtschaftlicher Ausbau“, warnt Stephan Albers vom Glasfaser-Verband Breko. Und David Zimmer vom Telekommunikationsverband VATM warf der Bundesregierung bei der Glasfaser-Förderung ein unstrukturiertes Vorgehen vor.

Allerdings: Dass Baugenehmigungen künftig schneller und unbürokratischer erteilt werden, begrüßen Internetbranche und Industrie. Ob und wie der Ausbau vorangetrieben wird, wollen Vertreter von Bund und Ländern mehrmals jährlich überprüfen.

Gigabitstrategie: Mann im Anzug auf einer Rakete als Konzept für schnelles Internet. Bild: alphaspirit/stock.adobe.com

Damit auch Sie das schnellstmögliche und vor allem ruckelfreie Internet haben, dass es zurzeit bei Ihnen gibt, wenden Sie sich an PC-SPEZIALIST. Bild: alphaspirit/stock.adobe.com

Internet ruckelt? PC-SPEZIALIST hilft!

Wenn Sie unter langsamem Internet leiden, der Glasfaserausbau bei Ihnen aber noch nicht geplant ist, dann checken Sie doch mal mit einem Speedtest, welche Upload- und Download-Zeiten bei Ihnen zuhause oder in der Firma vorliegen. Aber Achtung: Der Speedtest gibt nur eine Momentaufnahme wieder und kann von der Realität abweichen. Vielleicht nutzen Sie aber auch schon Super-Vectoring und haben trotzdem eine schlechte WLAN-Geschwindigkeit?

In jedem Fall ist PC-SPEZIALIST genau der richtige Ansprechpartner für Sie. Egal, ob in Ihrer Firma oder Zuhause – Ihre Netzwerkprobleme lösen wir mit einer optimalen Router- und WLAN-Einrichtung für private Kunden oder mit der Netzwerk-Installation bzw. WLAN-Einrichtung für Betriebe. Nehmen Sie Kontakt zu einem PC-SPEZIALIST in Ihrer Nähe auf und lassen Sie sich zu den Möglichkeiten rund um schnelleres Internet beraten.

Großes Interesse haben wir natürlich auch an Ihrer Meinung! Was halten Sie von der Gigabitstrategie? Meinen Sie, der flächendeckende Ausbau ist bis 2030 zu stemmen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

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Andere Stimmen zum Thema: IT-Business, Heise, BMVI, Tagesschau, atenekom, Wikipedia

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